Ottobock SE & Co. KGaA
Weil die Kapazitätsplanung aufwendig war, führte Ottobock die valantic Sales & Operations Planning (S&OP) Software waySuite ein. Damit konnte das Unternehmen für Orthopädietechnik seine Liefertreue optimieren und die Produktivität steigern.
Dieser Artikel erschien in der Sonderpublikation „Software in der Logistik“ der Logistik Heute 1/2-2023.
Weil die Kapazitätsplanung aufwendig war, führte Ottobock eine Sales & Operations Planning Software ein. Damit konnte das Unternehmen für Orthopädietechnik seine Produktivität erhöhen.
Eine aufwendig und auf Erfahrungswerten beruhende Kapazitätsplanung auf Basis von „SAP ECC“ und „Microsoft Excel“ war eine der Herausforderungen in der Wertschöpfungskette von Ottobock. Deshalb wollte das Orthopädietechnikunternehmen die Advanced Planning and Scheduling Software „waySuite“ als zusätzliche Standardsoftware neben SAP einführen. Das Ottobock-Projektteam für die Einführung der APS-Software war sich dabei bewusst, dass Prozesse und Software aufeinander abgestimmt sein müssen, damit ein Digitalisierungsschritt wie die teilautomatisierte Bedarfs- und Produktionsplanung seine volle Wirkung entfalten kann.
Als im August 2020 die Zusammenarbeit mit der IT-Beratung valantic begann, wollten die Planer des Orthopädietechnikunternehmens von den erfahrenen Supply-Chain-Spezialisten auch hören, welche „Best Practices“ es gebe. So gehörte eine Reihe von PP/DS-Prozess-Workshops (SAP Production Planning and Detailed Scheduling) mit Vertretern von Fertigungsplanung und Logistik, Business Process Management, Produktion, Einkauf, SAP PP/MM Application Management und Sales zu den ersten Maßnahmen. Die bisherige Planungsorganisation, Zuständigkeiten und Prozesse wurden beleuchtet und Optimierungspotenziale anhand repräsentativer Produkte und Arbeitspläne gesucht. Nach der Erarbeitung eines Planungsleitbilds folgte ein standardisiertes Vorgehen bei der Nutzung der waySuite.
Wie Ottobock die Liefertreue erhöht
Die Kapazitätsplanung war für Ottobock zu aufwendig geworden, weshalb das Unternehmen die valantic S&OP Software waySuite einführte. Das Unternehmen für Orthopädietechnik konnte so seine Produktivität und Liefertreue erhöhen.
Über die Ottobock SE & Co. KGaA
Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität entwickelt Ottobock seit 1919 Versorgungslösungen. Als „Human Empowerment Company“ stärkt Ottobock Bewegungsfreiheit, Lebensqualität und Unabhängigkeit. Dahinter stehen über 9.000 Mitarbeiter an weltweit 60 Standorten.
Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer in der tragbaren menschlichen Bionik. Es etabliert Standards und setzt auf die Digitalisierung. Die Expertise in der Biomechanik überträgt Ottobock seit 2018 auf Exoskelette für ergonomische Arbeitsplätze. Seine internationalen Aktivitäten koordiniert das Unternehmen vom Hauptsitz in Duderstadt (Niedersachsen).
Ottobock, das seit 1988 mit seinem technischen Know-how die Paralympischen Spiele unterstützt, erwirtschafte im Jahr 2021 einen Umsatz von 1,19 Milliarden Euro.
Die Firmenzentrale im niedersächsischen Duderstadt und das Werk in Blagoevgrad, Bulgarien, machten den Anfang bei der Einführung der Softwaresuite für Sales and Operations Planning. Die größte Herausforderung lag dort bei den Fertigungshilfsmitteln zur Herstellung von Prothesen: Gießformen für die Herstellung von Prothesenfüßen stellten vermehrt einen Engpass in den Produktionskapazitäten dar. Ebenso wie die Fertigungshilfsmittel wurden verfügbare Kapazitäten in der Kombination von Mitarbeiterpool-Arbeitsplätzen und Arbeitsplatzhierarchien in der Realtime-APS-Software „wayRTS“ abgebildet. Dies war eine Voraussetzung für ATP/CTP-Machbarkeitsprüfungen zur Bestimmung realistischer Liefertermine und die automatische Optimierung der Fertigungssteuerung mit „wayOPT“.
Im Juli 2021 war dann die Einführung der APS-Software im Hauptwerk abgeschlossen. „Es war hilfreich, bereits damals Planer aus den anderen Werken hinzuzuziehen und einen standardisierten Tagesablauf sowie eine einheitliche Arbeitsweise in wayRTS zu entwickeln“, erläutert Bastian Steffens, Supply Chain Process Specialist und Projektleiter des APS-Projekts bei Ottobock. Nach der zentralisierten Bedarfsplanung erfolgte die konkrete Produktionsplanung in den einzelnen Werken. „Dabei arbeiten wir alle mit den gleichen Listen und Ansichten“, sagt Steffens. „Dies gibt uns ein hohes Maß an Transparenz und definiert die werksübergreifenden Prozesse.“
Werksübergreifende Lieferkettenverzweigungen waren eines der Themen im nächsten Schritt, als von Oktober 2021 bis Mai 2022 die waySuite im Werk Wien implementiert wurde. Dort stellt Ottobock Produkte der mechatronischen Knie- und Armprothetik her. Diese dortige Produktion ist von den Ottobock-Standorten Duderstadt und Blagoevgrad abhängig, da von dort zum Beispiel Frästeile und vormontierte Baugruppen geliefert werden. Eine große Zahl an Produktvarianten erschwert dabei die Planung. „Die Kollegen in Wien nutzen die Szenariotechnik der Software besonders intensiv“, berichtet Steffens. Man könne in wayRTS in Echtzeit die Produktionsplanung für verschiedene Ausgangsszenarien simulieren, ohne dass dies den gültigen Planungsstand beeinflusst. „Die Kollegen bereiten sich dadurch auf verschiedene Situationen hinsichtlich der Materialverfügbarkeit und Bearbeitungskapazitäten vor“, erläutert der Supply Chain Process Specialist.
Ottobock bietet auch eine Vielfalt an manuellen und Elektro- und Kinderrollstühlen sowie Reha-Kinderwagen, Sitz- und Positionierungslösungen an. Diese Rollstühle werden im thüringischen Königsee produziert, der Heimatstadt des Unternehmensgründers Otto Bock. Dort wird in der dritten Phase seit Mai 2022 wayRTS eingeführt, wobei es besondere Herausforderungen gibt.
Der Variantenreichtum ist schließlich enorm. Der Vertrieb arbeitet mit unterschiedlichen Fragen zur individuellen Gestaltung von Rollstühlen: Insgesamt gibt es Millionen verschiedener möglicher Kombinationen bei der Zusammenstellung. Dabei variiert der Aufwand für die Herstellung. Ziel war es deshalb, durch die Produktionsplanung in wayRTS eine gleichmäßige Auslastung der Arbeitsplätze zu erreichen.
Dazu holt sich das Programm wayRTS die Stücklisten aus SAP. Durch den hohen Anteil von kundenindividuellen Produkten – über 90 Prozent der Rollstühle werden individuell gefertigt – war die Variantenkonfiguration inklusive der Abbildung von Konfigurationen aus Angeboten dabei die entscheidende Anpassung von wayRTS.
Auch wenn das letzte Roll-out noch nicht abgeschlossen ist, zieht man bei Ottobock bereits ein positives Fazit: Mit der kapazitiven Optimierung von Arbeitsplätzen und Fertigungshilfsmitteln wurde es möglich, über das Jahr hinweg ausbalancierte Produktionspläne zu erstellen.
Ottobock profitiert von mehr Transparenz in Bezug auf Bedarf, Bestände und Engpässe. Gleichzeitig konnte das Unternehmen den Aufwand für Planung und Steuerung insgesamt deutlich reduzieren. Die Planer sind nun in der Lage, Anfragen oder Auftragseinlastungen als Szenarien in Echtzeit zu simulieren, ohne die produktive Arbeit zu stören.
Nach Abschluss der Simulationen können sie die gewählte Variante in das Produktivsystem übernehmen. Es zeichnet sich insgesamt eine Erhöhung der Produktivität ab und die bessere Planung hat bereits zu einer signifikanten Steigerung der Termintreue in der Produktion geführt.
Wie Ottobock die Liefertreue erhöht
Die Kapazitätsplanung war für Ottobock zu aufwendig geworden, weshalb das Unternehmen die valantic S&OP Software waySuite einführte. Das Unternehmen für Orthopädietechnik konnte so seine Produktivität und Liefertreue erhöhen.
Anne Wiegert
Senior Managerin Marketing & Communications
valantic Supply Chain Excellence