In einer Welt, die von digitaler Transformation und akutem Fachkräftemangel geprägt ist, wird IT-Sourcing zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor. Unternehmen müssen nicht nur ihre IT-Landschaft effizient gestalten, sondern auch agil genug bleiben, um auf schnelle Marktveränderungen reagieren zu können. Die Wahl der richtigen Sourcing-Strategie – sei es Outsourcing, Cloud-Technologien oder hybride Ansätze – eröffnet dabei große Potenziale: von signifikanten Kostensenkungen bis hin zur Stärkung von Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit. Doch welche Strategien verfolgen die Unternehmen und wie verändern sich diese?
Veränderte Anforderungen fordern Unternehmen heraus
Laut einer aktuellen Lünendonk-Studie sieht sich derzeit nur jedes zweite Unternehmen (47 %) dazu in der Lage, IT-Sourcing-Projekte eigenständig erfolgreich zu planen und umzusetzen. Die Gründe hierfür: steigende und sich verändernde Anforderungen, neue Technologien, mit denen man keine oder nur wenig Erfahrung hat und der Fachkräftemangel. Noch kritischer werden die eigenen Kompetenzen im Cloud-Bereich eingeschätzt: Nur 27 Prozent der Unternehmen sehen sich gut aufgestellt, um Cloud Sourcing-Projekte zu stemmen. Auch hier sind die Gründe vielfältig: Mangelnde Kompetenz und Erfahrung mit der Technologie, unterschätzte kulturelle Veränderungen sowie neue Rollen und Verantwortlichkeiten sind die häufigsten Ursachen.
Daher forcieren Unternehmen die Zusammenarbeit mit IT-Sourcing-Beratungen. 63 Prozent der Studienteilnehmenden möchten in Zukunft die Zusammenarbeit intensivieren. Als Bindeglied zwischen Anwenderunternehmen und IT-/Cloud-Providern beraten sie und bringen ein umfangreiches Wissen über den Markt, die Anforderungen, Technologien, Geschäftsprozesse und Preismodelle mit. Vor diesem Hintergrund planen drei von vier Anwenderunternehmen (74 %), im Jahr 2025 ihr Budget für IT-Sourcing-Advisory zu erhöhen – unter anderem, um die Cloud-Transformation zu beschleunigen.
Cloud-Strategien dominieren
Die Studie unterstreicht die hohe Relevanz der Cloud: Jedes vierte Unternehmen verfolgt bereits eine Cloud-only-Strategie. Es hat zwar eine On-Premises-Historie, setzt aber zukünftig voll auf die Cloud. 34 Prozent setzen auf Cloud-first und bevorzugen Cloud Services, schließen aber On-Premises nicht gänzlich aus. Ein fast ebenso großer Anteil (35 Prozent) setzt auf Cloud-too, so dass Cloud Services nicht grundsätzlich bevorzugt werden, sondern je nach Anwendungsfall individuell entschieden wird. Überdurchschnittlich viele kleinere Unternehmen der Befragungsstichprobe mit weniger als 500 Millionen Euro Umsatz verfolgen diese Strategie.
Nur 6 Prozent der Unternehmen geben dahingegen an, dass sie bisher zwar keine Cloud-Strategie haben, Cloud Services vereinzelt aber nutzen.
Welche Deployment-Modelle haben Zukunftspotenzial?
Doch welche Cloud-Modelle sind am Markt verfügbar und können die Anwender in puncto Sicherheit, Skalierbarkeit und Kostentransparenz überzeugen? Insgesamt geht der Anteil von On-Premises-Lösungen von Jahr zu Jahr weiter zurück. Das Gleiche gilt für Cloud-On-Premises-Lösungen, bei denen die Cloud-Infrastruktur genutzt wird, die Nutzer aber die Kontrolle über die lokale Umgebung behalten.
Neben den als klassisch geltenden Modellen wie Private und Public Cloud existieren auch Multi- beziehungsweise Hybrid-Clouds, die sich als Kombination mehrerer Private und/oder Public Clouds verstehen. Insbesondere die Public Cloud kann durch ihre Innovationskraft, Flexibilität und Skalierbarkeit überzeugen, weshalb hier eine zunehmende Relevanz zu erwarten ist. Egal ob die einzelne Betrachtung der Public oder Private Cloud oder hybride Szenarien, bei allen Modellen sehen die Unternehmen im Jahresvergleich 2024 zu 2027 eine steigende Relevanz.
Verstärktes Augenmerk legen Unternehmen derzeit auch auf Branchen-Clouds. Diese Cloud-Modelle sind in ihrer Funktion und ihrem Aufbau spezifisch auf eine Branche zugeschnitten. Attraktiv ist dieses Modell insbesondere für Unternehmen der KRITIS-Branche, da auch branchenspezifische regulatorische und sicherheitstechnische Anforderungen in der Cloud-Umgebung berücksichtigt werden. Es existieren jedoch bisher nur wenige ausgereifte Lösungen am Markt. Die hohen Zustimmungswerte spiegeln daher zum Teil eine hohe Erwartungshaltung an dieses Cloud-Modell für die Zukunft wider.
Zwischen Regulatorik und komplexer Orchestrierung
Doch wo sich den Unternehmen Potenziale und Chancen bieten, entstehen auch neue Herausforderungen, die es zu meistern gilt. So geben 57 Prozent der befragten Unternehmen an, dass regulatorische Vorgaben den Einsatz von Cloud Computing in ihrem Unternehmen behindern.
Eine weitere Hürde, die sich erst mit der Cloud-Nutzung stellt, ist die Steuerung des Provider-Managements. Um eine möglichst effiziente und effektive Cloud-Nutzung zu gewährleisten, setzen viele Unternehmen auf eine Variation verschiedener Cloud-Modelle und -Anbieter. Jedoch entsteht durch die Verteilung von Workloads auf verschiedene Rechenzentren und Cloud-Anbieter eine fragmentierte Infrastruktur, deren Orchestrierung die Unternehmen herausfordert. So stellt für acht von zehn Studienteilnehmenden (79 %) die Orchestrierung der hybriden und multiplen IT-Service-Prozesse eine Herausforderung dar. Auch die Etablierung einer Providermanagement-Organisation bereitet Unternehmen in diesem Zusammenhang Schwierigkeiten. Oftmals ist die Organisationsstruktur nicht auf die Orchestrierung der IT-Prozesse ausgerichtet, es fehlen entsprechende Skills, Rollen und klar definierte Verantwortlichkeiten.
Cloud Economics: Kostenmanagement und Rentabilität
Neben den hauptsächlich organisatorischen und kulturellen Anforderungen stellt auch die Wirtschaftlichkeit der Cloud eine Herausforderung dar. Was auf den ersten Blick – insbesondere im direkten Vergleich mit den anfallenden Kosten für den Betrieb eines eigenen Rechenzentrums und dem Shift von CapEx zu OpEx – als äußerst rentabel erscheint, entpuppt sich schnell als Tücke. Denn ohne Cloud Economics – der Einführung von Standards für ein effizientes Kostenmanagement – verlieren Unternehmen schnell den Überblick und die Kontrolle über ihre Cloud-Kosten. Dies liegt auch an der mangelnden Planbarkeit der Kosten, unklaren Berechnungsgrundlagen und fehlender Transparenz seitens der Anbieter.
Neben diesen vorwiegend externen Faktoren, die das Kostenmanagement in der Cloud erschweren, gibt es auch interne Optimierungsmöglichkeiten. Zwar überwachen bereits acht von zehn Unternehmen laufend ihre Cloud-Kosten, jedoch hat nur jedes zweite Kennzahlen zur Messung der Wirtschaftlichkeit etabliert. Darüber hinaus evaluieren lediglich 41 Prozent Optimierungsmöglichkeiten der Cloud-Ressourcen. Hier zeichnet sich jedoch ein Trend zur Etablierung von FinOps ab.
Cloud-Transformation als Schlüssel für die Zukunft
Zusammenfassend lässt sich festhalten: IT-Sourcing ist für Unternehmen zu einem entscheidenden Faktor geworden, um wettbewerbsfähig zu bleiben und das Potenzial digitaler Innovatoren zu nutzen. Die Cloud ist dabei ein wesentlicher Faktor. Der Weg zu einer erfolgreichen Cloud-Transformation ist jedoch ein langwieriger Prozess mit vielen Hürden. Die Kunst besteht darin, die richtige Cloud-Strategie zu entwickeln und diese in die Unternehmensstrategie zu integrieren, um daraus die entsprechenden Maßnahmen abzuleiten.