SAP ist der größte deutsche Softwarehersteller und einer der weltweit führenden Anbieter von Lösungen zur Steuerung von Geschäftsprozessen. Doch wie ist SAP so erfolgreich geworden? Und welche Vorteile bietet SAP Software? Jetzt mehr in diesem Glossarbeitrag erfahren.
Inhalte
- SAP Software – was ist das überhaupt?
- Geschichte und Wachstum von SAP: Eine Übersicht
- Welche Vorteile bietet SAP Software?
- Wie lernt man/frau, mit SAP Software umzugehen und wird richtig gut darin?
- Was heißt SAP Business Technology Platform (BTP)?
- Was bedeutet HANA in SAP S/4HANA?
- Was sind die bekanntesten und wichtigsten SAP Module?
- Warum werden Berater*innen gebraucht, um auf Software-Lösungen von SAP zu migrieren?
- Wie verdient SAP Geld?
- Was machen SAP Berater*innen?
SAP Software – was ist das überhaupt?
SAP Software-Produkte sind international führende Lösungen für die Steuerungen von Geschäftsprozessen und die effiziente Verwaltung von Informationen in Unternehmen. Hersteller ist der weltweit tätige Softwarekonzern SAP AG mit Hauptsitz in Walldorf, Deutschland. Der Name SAP steht für „Systemanalyse Programmentwicklung“. Die SAP AG hat seit ihrer Gründung in den 1970er Jahren einen weltweiten Standard für ERP-Software (Enterprise Resource Planning) etabliert. 2015 folgte mit SAP S/4HANA die nächste Systemgeneration. Sie basiert auf der sehr performanten In-Memory-Technologie und ermöglicht dadurch die Echtzeitverarbeitung riesiger Datenmengen.
Geschichte und Wachstum von SAP: Eine Übersicht
Die SAP AG wurde im Jahr 1972 von den ehemaligen IBM Mitarbeitern Dietmar Hopp, Hasso Plattner, Claus Wellenreuther, Klaus Tschira und Hans-Werner Hector gegründet. Ihr Ziel war es, Standardsoftware für Unternehmen zu entwickeln, die alle betrieblichen Abläufe integriert und es ermöglicht, Daten in Echtzeit zu verarbeiten. „In Echtzeit” hieß in den 1970er Jahren, anders als heute, anstatt mit traditionell aufwändigen und medienbruchbehafteten Arbeitsabläufen die Daten direkt am Computerterminal zu verarbeiten. Um das auch im Produktnamen auszudrücken, begannen die ersten Enterprise-Lösungen der SAP mit einem „R”, für „Realtime”.
Anfang der 1970er Jahren entwickelte das Unternehmen Programme für die Finanzbuchhaltung, die Rechnungsprüfung und die Materialwirtschaft unter dem Produktnamen SAP R/1 und brachte 1979 mit SAP/R2 die zweite Softwaregeneration auf den Markt. SAP R/2 ist eine 2-Tier-Architektur, bei der die einzelnen Software-Komponenten in zwei Schichten getrennt sind: der Präsentationsschicht und der Datenbank- und Logik-Schicht.
Die dritte Generation SAP R/3 wurde als multiplattformfähige Client-Server-Software entwickelt, die aus drei Schichten besteht, die jeweils auf einem eigenen Server laufen: die Präsentationsschicht, die Anwendungsschicht und die Datenhaltungsschicht. Seit 2010 bietet SAP die In-Memory-Datenbank SAP HANA an, die maßgeblich von SAP Gründer Hasso Plattner vorangetrieben und an dem von ihm 1998 gegründeten gleichnamigen Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering in Potsdam entwickelt wurde. Mit SAP HANA lassen sich Daten innerhalb von Sekunden anstelle von Tagen oder Wochen verarbeiten. Für datengetriebene Unternehmen und schnelle, erfolgreiche Geschäftsentscheidungen ist das ein Meilenstein. 2015 stellt SAP ihre neueste Generation der Unternehmenssoftware vor, die vollständig auf SAP HANA läuft und auch als Cloud-Lösung bereitgestellt wird: SAP S/4HANA.
SAP verzeichnet nach eigenen Angaben heute mehr als 269 Millionen Cloud-Nutzer und bietet mehr als 100 Lösungen, auch Branchenlösungen für alle Geschäftsbereiche an. Mehr als 400.000 Unternehmen weltweit haben Software von SAP im Einsatz.
Welche Vorteile bietet SAP Software?
SAP Software hilft, Geschäftsprozesse in Unternehmen zu steuern, Daten effektiv zu verarbeiten und den Informationsfluss in Unternehmen abteilungsübergreifend zu erleichtern. Die Software deckt alle Kernbereiche eines Unternehmens ab, von der Beschaffung über Marketing und Vertrieb bis zu Produktion, Finanzwesen und Personalmanagement und hilft dabei, die gesamte Wertschöpfungskette zu steuern und zu optimieren.
Ermöglicht wird dies durch ein zentrales Datenmanagement, das eine einheitliche Sicht auf alle Unternehmensinformationen erlaubt. Mitarbeiter in den Fachabteilungen können einfach und in Echtzeit auf alle ihren Aufgaben entsprechenden Daten zugreifen. Informationssilos, bei denen die linke Hand im Unternehmen nicht weiß, was die Rechte tut, werden dadurch weitestgehend vermieden beziehungsweise abgebaut. So lassen sich Workflows beschleunigen, die betriebliche Effizienz und Produktivität steigern sowie – durch schnelle Antwortzeiten und individuelle Lösungsangebote – das Kundenerlebnis und den Kundenservice verbessern. SAP Software wird von vielen weltweit agierenden Konzernen und Großunternehmen, aber auch von zahlreichen Mittelständlern und kleineren Unternehmen eingesetzt.
Wie lernt man/frau, mit SAP Software umzugehen und wird richtig gut darin?
Mit SAP Software umzugehen, erfordert bestimmte Kenntnisse und Erfahrungen. SAP und SAP Partner bieten daher, zugeschnitten auf Aufgaben, Rollen und Funktionen im Unternehmen, Anwender-Schulungen und Weiterbildungen an. Auch SAP Zertifikate sind möglich und dienen als Beleg dafür, dass Anwender oder Entwickler über eine qualifizierte Ausbildung und über dementsprechende Fachkenntnisse verfügen.
Was heißt SAP Business Technology Platform (BTP)?
Die SAP Business Technology Platform (SAP BTP) ist die Platform-as-a-Service (PaaS) von SAP und vereint Integration, Anwendungsentwicklung, Automatisierung, künstliche Intelligenz, Daten und Analysen in einer einheitlichen Umgebung. Sie stellt jeweils passende Dienste, Werkzeuge sowie vorgefertigte Geschäftsinhalte für alle Aufgaben der digitalen Transformation bereit. Damit können Unternehmen neue Businessszenarien und Geschäftsmodelle zügig umsetzen. Entwicklungsteams erhalten mit der SAP BTP alles, was sie benötigen, um geschäftskritische Geschäftsprozesse schnell miteinander zu verbinden, zu erweitern und anzureichern. Fachanwender*innen können Aufgaben automatisieren, schnelle, flexible Workflows und personalisierte Benutzungsoberflächen anlegen – mithilfe von Low-Code-Ansätzen und -Lösungen. Der Zugriff auf geschäftskontextbezogene Informationen aus SAP und Drittanbietersystemen vereinfacht die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit bei der Planung, bei der Integration von Anwendungen und beim Austausch von Erkenntnissen.
Was bedeutet HANA in SAP S/4HANA?
SAP HANA ist der Name der von SAP entwickelten In-Memory-Datenbank, auf der die ERP-Plattform SAP S/4HANA aufsetzt. Die Abkürzung HANA steht für High-performance Analytic Appliance. SAP HANA speichert die Daten im Arbeitsspeicher statt auf einer Festplatte. Datenzugriffe auf den Arbeitsspeicher eines Rechners sind rasend schnell und liegen typischerweise im Nanosekundenbereich. Im Vergleich dazu dauert der Zugriff auf Daten und Datensätze, die auf Festplatten abgespeichert sind, typischerweise einige Millisekunden. Der Arbeitsspeicher (Random Access Memory, RAM) verarbeitet und analysiert Daten etwa eine Million Mal schneller als der herkömmliche Festplattenspeicher.
Zusätzlich ermöglicht eine In-Memory-Datenbank die parallele Durchführung erweiterter Analysen und die Hochgeschwindigkeitsverarbeitung von Transaktionen auf einem einzigen System. Damit können Unternehmen riesige Datenmengen im Giga- und Terabytebereich in nahezu Echtzeit verarbeiten, Daten unmittelbar auswerten und datengestützt agieren.
SAP HANA ist sowohl ein Datenbankserver, der von Anwendungen angeforderte Daten speichert und abruft, als auch ein Anwendungsserver, der Unternehmen bei der Entwicklung intelligenter, analysegestützter Anwendungen unterstützt. Zudem bietet SAP HANA erweiterte Such-, Analyse- und Datenintegrationsfunktionen für strukturierte und unstrukturierte Daten. Diese Funktionen sind sowohl in der Cloud als auch in der On-Premises-Variante verfügbar. Durch die Kombination verschiedener Funktionen für das Datenmanagement und die unmittelbare Bereitstellung aller Arten von Daten in einem zentralen System vereinfacht SAP HANA die Arbeit der IT, hilft Unternehmen bei innovativen, datengestützten Entscheidungen und erleichtert die digitale Transformation des Business.
Was sind die bekanntesten und wichtigsten SAP Module?
Das zentrale Software-Produkt ist SAP ERP (Enterprise Ressource Planning), womit Personal, Betriebsmittel, Ressourcen, Kapital und Material im Sinne der Unternehmensziele bedarfsgerecht geplant und gesteuert werden. SAP CRM (Customer Relationship Management) ist ein unabhängiges Paket für die Kundenbetreuung, das wie die Lieferkettenverwaltung SAP SCM (Supply Chain Management) und SAP PLM ( Product Lifecycle Management) das Basissystem branchenübergreifend ergänzt. Branchenlösungen, sogenannte Industry Solutions, bieten darüber hinaus weitere Funktionalität, die den ERP-Kern durch zusätzliche Module erweitern.
Im Laufe der letzten Jahre und Jahrzehnte hat SAP sein Lösungsangebot durch geschickte Akquisitionen erweitert und ergänzt. Hier eine Auswahl zu treffen, fällt naturgemäß schwer. Zu den bekanntesten zählen unter anderen die Personalmanagementlösung SuccessFactors, die heute zum HR-Quasistandard gehört, die Reisekostenabrechnung Concur und die Business-Process-Management-Suite von Signavio, mit der Prozesslandschaften in Unternehmen erfasst, dokumentiert, optimiert und neu designt werden können.
Warum werden Berater*innen gebraucht, um auf Software-Lösungen von SAP zu migrieren?
SAP Beratungspartner sind durch ihren in Projekten erworbenen großen Erfahrungsschatz und durch ihre tiefen Branchenkenntnisse ein wertvoller Sparringspartner für Unternehmen bei der Einführungen von SAP Lösungen. Das beginnt in der Projektvorbereitung bereits bei der Auswahl der jeweils passenden Strategie, der geeigneten Herangehensweise und der besten Lösungen für optimale End-to-End-Prozesse. In der Projektumsetzung liefern SAP Beratungen dann die ergänzenden Ressourcen und Kompetenzen. Beratungen unterstützen oder steuern darüber hinaus auch eher vernachlässigte Themen wie das Change Management, die für eine erfolgreiche Projektumsetzung entscheidend sein können. Denn durch eine neue Softwarelösung ändern sich nicht nur IT-Systemlandschaften, sondern in der Regel auch die Arbeitsprozesse mit Auswirkungen auf Rollen und Funktionen.
Wie verdient SAP Geld?
SAP verdient Geld, indem sie Kundenunternehmen die Nutzungsrechte für ihre Softwarelösungen verkauft. Das Bereitstellungsmodell Cloud gewinnt dabei an Bedeutung. SAP rückt deshalb immer stärker von der klassischen Software-Lizenzierung ab und bepreist seine Lösungen im Abo-Modell nach der Anzahl der Nutzer, den benötigten Lösungsmodulen und den erforderlichen Rollen und Rechten, die User für die Erfüllung ihrer Aufgaben im Unternehmen benötigen. Es ist ratsam, vorab eine genaue Bestandsaufnahme durchzuführen, um die Fallen der Überlizenzierung und der Unterlizenzierung zu vermeiden. Bei einer Überlizenzierung bezahlen Unternehmen für Funktionen, die von den Anwendern gar nicht benötigt werden, und werfen so buchstäblich Geld zum Fenster hinaus. Im Falle der Unterlizenzierung benutzen User SAP Funktionen, für die sie nicht bezahlt haben und es drohen im schlimmsten Fall empfindliche Vertragsstrafen.
Das Lizenzierungshandbuch der SAP umfasst viele hundert Seiten. Es empfiehlt sich in der Regel, eine Lizenzberatung in Anspruch zu nehmen.
Was machen SAP Berater*innen?
SAP-Berater*innen sind gefragte Spezialist*innen, die ihre Kenntnisse in der Praxis und durch Weiterbildungen erworben haben und entsprechend durch Zertifikate nachweisen können. SAP stellt den aktiven Support für sein altes Produkt ERP SAP ECC 2027 ein. Bis dahin müssen Kundenunternehmen auf die neue Plattform SAP S/4HANA migriert haben oder aber den Support mit unternehmensinternen Spezialist*innen meistern.
Demzufolge nimmt in der SAP Beratung neben der Implementierungs- und Optimierungsberatung vor allem die Migrationsberatung einen großen Raum ein. Je nach Unternehmen, Branche und Alter des eingesetzten SAP Systems kann sich eine Greenfield-Migration, ein Brownfield-Ansatz oder eine Extended Brownfield-Migrationemethodik als vorteilhafter erweisen.
Greenfield baut das SAP wie auf einer grünen Wiese neu auf und empfiehlt sich bei alten SAP Installationen, die den aktuellen Unternehmensanforderungen kaum noch gerecht werden können. Das gesamte System wird nicht nur auf SAP S/4HANA migriert, sondern von Grund auf optimiert. Dabei werden alle Geschäftsprozesse überdacht und dann möglichst nahe am Standard auf Basis von Best Practices implementiert.
Der Brownfield-Ansatz beschränkt sich zunächst auf eine technische Migration; Optimierungsprojekte werden danach angegangen. Bei der valantic Extended Brownfield-Migrationsmethodik werden bereits vor und während der System Conversion sinnvolle Optimierungs- und Standardisierungsmaßnahmen identifiziert, die sich im individuellen Tempo sukzessive konzipieren, planen und umsetzen lassen.