Aufmerksamkeit von Investoren? Kein Problem für Neura Robotics. Vor ein paar Tagen verkündete das Robotik-Startup aus dem schwäbischen Metzingen den Einstieg eines US-Investors mit 15 Millionen Euro. Bereits im Juli gab es eine Runde mit 55 Millionen Euro. Das Interesse der Investmentfirmen gilt dem zukunftsträchtigen Geschäftsfeld der kognitiven Roboter. Sie nutzen Sensoren und KI, um mit Menschen zu interagieren, selbstständig zu arbeiten und aus Erfahrung zu lernen.
In der deutschen Öffentlichkeit ist das schwäbische Unternehmen nicht sehr bekannt – ein Hidden Champion der Digitalära. Auch hierzulande bestimmen eher marketing-getriebene US-Hersteller das Bild, die mit spektakulären Videoclips von Roboterakrobatik auf sich aufmerksam machen. Die Ingenieure von Neura Robotics können aber mithalten: Bereits vor einem Jahr präsentierte das Startup den humanoiden Roboter 4NE-1.
Der Prototyp ist 1,70 Meter groß, wiegt 60 Kilo und kann Objekte bis 20 Kilo Gewicht tragen. Er bewegt sich leichtfüßig und bewältigt sogar Treppen, für die meisten Roboter ein Hindernis. Um sich in jeder Umgebung geschickt zu bewegen, besitzt der Roboter 3D-Kameras. Sein Name klingt zwar sehr technisch, bedeutet aber so viel wie „For Anyone“ – eine Anspielung auf den Einsatzzweck als Kollege der Menschen.
David Reger, CEO und Gründer von NEURA Robotics, betont: „Der Mensch ist der perfekte Allrounder. Ein humanoider Roboter sollte die gleiche Fähigkeit haben.“ Menschenähnliche Bots besitzen anders als herkömmliche Industrieroboter eine wichtige Eigenschaft: Sie arbeiten in beliebigen Umgebungen und erfordern keine speziellen Anpassungen ihres Arbeitsorts. Letztlich bedeutet das für die nutzenden Unternehmen niedrige Investitionskosten, die Bots sind einsatzbereit ohne Umbauten vor Ort.
Dadurch eignen sie sich für viele Aufgaben: Als Lagerist übernehmen sie das Tragen schwerer Waren, in der Altenpflege entlasten sie Pflegekräfte beim Heben der Bewohner und als persönlicher Assistent räumen sie ohne Murren die Spülmaschine aus. Dahinter stecken zahlreiche Innovationen, beispielsweise eine patentierte Technologie zur sicheren Erkennung von Menschen. Die Basis dabei ist eine lernfähige KI, sodass der Roboter im Laufe der Zeit immer besser wird.
Letztlich verbinden sich dadurch zwei Megatrends der letzten Jahre: Künstliche Intelligenz und Robotik. Hinzu kommt noch Autonomie, denn ein kognitiver Roboter muss nicht unbedingt Räder oder Beine haben. In der Industrie werden auch weiterhin die typischen fest installierten Roboterarme das Bild bestimmen. Doch autonome, menschenähnliche Roboter mit zwei Beinen und Händen passen besser in die Lebenswelt des Menschen – sei es als Arbeitskollege, sei es als Helfer im Haushalt.