Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2025 – und die Menschheit will Rechenzentren im Weltraum errichten, so der Informatiker Domenico Vicinanza von der Anglia Ruskin University. Sie sollen den Klimawandel auf der Erde begrenzen. Denn Rechenzentren sind für etwa 1,5 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Durch die wachsende Nachfrage nach Rechenleistung könnte dieser Anteil bis 2030 auf 2,8 Prozent steigen.
Dabei leiden die Betreiber von Rechenzentren unter einer Energie-Eskalationsspirale. High-Performance-Computing und Künstliche Intelligenz benötigen für den Betrieb viel Strom. Sie müssen außerdem gekühlt werden, oft mit einer Flüssigkeitskühlung, die den Strombedarf weiter nach oben treibt. Zudem entsteht Abwärme, die ebenfalls ökologische Nachteile hat.
Vorteile im Orbit: Solarenergie satt und kostenlose Kühlung
Eine Lösung könnte das Auslagern von Rechenzentren in den Weltraum sein. Systeme wie Starlink zeigen, dass eine Breitbandverbindung ins All kein Problem ist. Ein Weltraumrechenzentrum hätte zwei klare Vorteile gegenüber einer terrestrischen Lösung: Erstens gibt es im Weltall Solarenergie in beliebiger Menge. Zweitens können die Rechenzentren im kalten Schatten der sonnenabgewandten Seite eines Objekts – etwa eines „Solarparks“ – viel besser gekühlt werden.
„Aus diesen Gründen arbeiten US-Unternehmen wie Lumen Orbit und die EU mit dem Projekt Ascend bereits an solchen Lösungen“, so Vicinanza in einem Beitrag für „The Conversation“. Lumen hat kürzlich elf Millionen Dollar Startkapital eingesammelt und will einen Prototypen bauen. Dieser soll Rohdaten von anderen Satelliten empfangen und mit KI-Technologie für die Übertragung zur Erde komprimieren. Dadurch wird weniger Bandbreite benötigt als üblich.
Wirtschaftlichkeit und technologische Perspektiven
Der britische Informatiker nennt noch einen weiteren klaren Vorteil des Weltraums: Baugenehmigungen sind nicht notwendig, Rechenzentren können deshalb viel schneller installiert und erweitert werden. Auch die Wirtschaftlichkeit stimmt. Laut einer Studie von Ascend sind Rechenzentren im Weltraum wirtschaftlich und ökologisch machbar, sofern die Emissionen der Trägerraketen stark reduziert werden.
Vicinanza nennt das nicht ohne Grund, denn die Voraussetzungen für diese Herkulesaufgabe sind im Moment noch nicht vorhanden. Doch grundsätzlich eignen sich Großraketen wie Starship oder New Glenn als Lastesel. Hinzu kommt die noch in Entwicklung befindliche Ariane 7, die wiederverwendbar sein soll. Der französische Verteidigungsgigant Thales bringt sich bereits in Stellung und will zusammen mit Ascend in den nächsten 25 Jahren eine Kapazität von einem Gigawatt ins All bringen.