Mehr Homeoffice könnte CO₂-Emisisonen langfristig ansteigen lassen. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie im ifo-Schnelldienst.
„Kurzfristig fahren die Menschen weniger oft in die Arbeit und die CO₂-Emissionen sinken vorübergehend. Langfristig ziehen sie jedoch weiter von den teuren Innenstädten weg und nehmen längere Pendeldistanzen in Kauf“, sagt ifo-Forscher Waldemar Marz. Zudem sinkt der Anreiz, sich sparsamere Fahrzeuge anzuschaffen, wenn mehr im Homeoffice gearbeitet wird.
„Diese beiden Anpassungsprozesse gleichen die anfängliche CO₂-Verringerung zu etwa 90 Prozent wieder aus“, sagt Marz. „Zieht man zusätzlich noch höhere Gebäude-Emissionen bei größerer Wohnfläche und niedrigere Passagierzahlen im öffentlichen Nahverkehr in Betracht, kehrt sich die häufig erhoffte Verringerung des CO₂-Ausstoßes durch mehr Homeoffice-Tage auf lange Sicht in eine Erhöhung um.“ Das Klimaproblem habe einen sehr langen Zeithorizont. Daher sei gerade der langfristige Blick bedeutsam.
Die Modellrechnungen beruhen auf Daten aus den USA. „Die Ergebnisse sind jedoch auch auf Europa übertragbar, da die meisten Unterschiede wie etwa Pro-Kopf-Einkommen, Fahrzeugpräferenzen oder Baulandpreise einen geringen Einfluss auf die vorwiegend prozentualen Ergebnisse haben“, sagt Marz.
Der Anteil der deutschen Beschäftigten, die zumindest teilweise im Homeoffice arbeiteten, ist im April auf 24,9 Prozent gesunken. Im März waren es 27,6 Prozent. Das geht aus einer Umfrage des ifo Instituts hervor. „Die Homeoffice-Nutzung bleibt damit nach Abschaffung der Pflicht am 20. März auf einem hohen Niveau. Offenbar haben sich viele Unternehmen dauerhaft auf flexiblere Modelle eingestellt“, sagt Jean-Victor Alipour, Experte für Homeoffice beim ifo Institut. Allerdings hatte das ifo Institut ein Homeoffice-Potenzial von 56 Prozent über die gesamte deutsche Wirtschaft hinweg berechnet.
In der Automobilbranche fiel der Homeoffice-Anteil beachtlich von 28,4 auf 17,8 Prozent. Für das Verarbeitende Gewerbe insgesamt fiel der Wert nur leicht von 18,6 auf 16,3 Prozent.
Bei den Dienstleistern bleibt das Homeoffice-Angebot im Durchschnitt am größten. Der Anteil fiel auf 35,3 Prozent, nach 38,7 im März. So arbeiten bei den IT-Dienstleistern noch 72,3 Prozent von zuhause, nach 76,8 im März.