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Future of Work: Ist ihr Unternehmen Vorreiter oder Nachzügler?

Future of Work - der Fachkräftemangel bremst nach wie vor Digitalisierungsinitiativen aus. So werden Unternehmen für Top-Talente attraktiver.

28. Februar 2023

Tobias Ganowski

5 Min. Lesezeit

Bild von Händedruck zwischen Frau und Mann, herum applaudierende Personen, valantic Personalakte bei Erste Group Bank

IT-Fachkräfte sind bereits seit vielen Jahren stark nachgefragt, der Personalmarkt bleibt nach wie vor angespannt. Laut Bitkom stieg die Zahl der unbesetzten IT-Stellen in Deutschland 2021 um 12 Prozent auf 96.000. Auch laut dem digitalen Job-Monitor der Index-Gruppe ist zwischen Januar und März 2022 die Zahl der Stellenausschreibungen gegenüber dem Vorjahr um fast 70 Prozent auf 67.000 gestiegen. Zwar ist hierin ein gewisser Nachholeffekt infolge der Corona-Krise zu berücksichtigen, der Druck seitens der Wettbewerber, Kundinnen und Kunden und weiterer Stakeholder zur digitalen Transformation ist aber weiterhin stark. Eine Verbesserung der Situation ist daher nicht in Sicht. Doch wie gehen Unternehmen mit dieser angespannten Lage um – und was muss sich ändern?

Future of Work: Das Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben

Infolge der Corona-Pandemie mussten viele Unternehmen Läden und Büros schließen, Produktionsstätten wurden deutlich reduziert oder teilweise sogar komplett heruntergefahren. Mitarbeitende konnten daher nur vom Homeoffice aus weiterarbeiten. Manche Unternehmen waren hierauf besser vorbereitet, manche schlechter, und gerade Letztere mussten entsprechend schnell die notwendige IT-Infrastruktur schaffen und Hard- und Software bereitstellen, sodass der Geschäftsbetrieb weiterlief.

Das Homeoffice ist grundsätzlich kein neues Arbeitskonstrukt. Jedoch hat sich jetzt vielerorts gezeigt, dass das verteilte Arbeiten von zu Hause aus gut funktioniert und Mitarbeitende es nicht mehr missen möchten. Das Homeoffice hat sich durchgesetzt und ist Teil des „New Normal“. Für manche Mitarbeitende ist es sogar zu einem Must-have geworden, sodass es einen Einfluss auf die Mitarbeitergewinnung und -bindung hat. Auch Unternehmen haben das erkannt: 61 Prozent machen laut Lünendonk ihren Mitarbeitenden zukünftig deutlich mehr Homeoffice-Angebote.

Ebenso haben sich Unternehmen vorgenommen, die Anzahl Geschäftsreisen zugunsten von mehr Online-Meetings und -Konferenzen zu reduziert. Collaboration Tools wie Microsoft Teams, Zoom, WebEx, Slack, Wonder oder Miro sowie Projektmanagement-Softwarelösungen wie Asana, Jira oder Monday werden inzwischen in den meisten Unternehmen genutzt und sorgen dafür, dass Reisen für interne Absprachen oder Kundentermine nicht mehr erforderlich sind. 54 Prozent der Unternehmen stimmen der Aussage zu, dass Geschäftsreisen reduziert und Online-Meetings verstärkt genutzt werden.

Grafik Work 2.0, Formen der Zusammenarbeit laut einer Lünendonk-Umfrage
Frage: Inwieweit wird sich Ihr Way of Working aufgrund der Erfahrungen in der Corona-Pandemie nachhaltig ändern? Skala von –2 = „gar nicht“ bis +2 = „sehr stark“; Häufigkeitsverteilung; n = 136; Quelle: Lünendonk®-Studie 2022: Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland

Kluft zwischen digitalen Vorreitern und Nachzüglern wird größer – Wettbewerbsnachteile drohen

Es liegt in der Natur der Dinge, dass Unternehmen unterschiedlich performen: die einen durchschnittlich, andere überdurchschnittlich und wieder andere unterdurchschnittlich. Gleichermaßen wird es immer Unternehmen mit einem besonders hohen, einem durchschnittlichen einem niedrigen Digitalisierungsgrad geben. Lediglich die Spanne zwischen den Extremen variiert. Der IT-Fachkräftemangel hat einen erheblichen Einfluss auf die digitale Leistungsfähigkeit von Unternehmen und ist für 81 Prozent eine große Herausforderung bei der digitalen Transformation. Dies ist wenig überraschend, schließlich berichten 93 Prozent der Unternehmen, dass es ihnen an Digital- und IT-Expertinnen und -Experten mangelt.

Work 2.0 - Auswirkungen des Fachkräftemangels laut Umfrage von Lünendonk
Frage: Haben Sie in Ihrem Unternehmen einen Mangel an Digital- und IT-Experten?; n = 125
Frage: Wie bewerten Sie die folgenden (Einfluss-)Faktoren in den kommenden zwei Jahren als Herausforderung für Ihr Unternehmen?; Skala von 1 = „keine Herausforderung“ bis 4 = „sehr große Herausforderung“; Häufigkeitsverteilung; n = 120

Laut einer aktuellen Lünendonk-Studie vom November 2022 erwarten 71 Prozent der CXOs aus dem deutschsprachigen Raum, dass die Kluft zwischen den digitalen Vorreitern und den Nachzüglern infolge des begrenzen Zugriffs auf digitale Talente größer wird. Doch was bedeutet diese Kluft und welche Folgen sind zu erwarten?

Zwei Drittel der Unternehmen sehen als eine konkrete Folge des Fachkräftemangels, dass Digitalprojekte nur in geringerer Geschwindigkeit umgesetzt werden können und sich Projekte verzögern oder gar gestoppt werden müssen – wodurch sich der Abstand zu den digitalen Vorreitern vergrößert. Dies wiederum hat einen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit: Unternehmen, die bereits in großem Umfang digitale Technologien wie die Cloud, Data Analytics oder Künstliche Intelligenz und moderne Tools für automatisierte Prozesse und Datenanalysen nutzen, werden von 49 Prozent der Unternehmen als Bedrohung wahrgenommen. Der Zugriff auf IT-Fachkräfte hat somit einen signifikanten Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.

Future of Work – interne Skills und Employer Branding

Digitale Skills werden in Zukunft wichtiger. Doch wie kommt die digitale Expertise in Unternehmen? 80 Prozent der Unternehmen möchten ihre IT-Fachkräfte auf neue Themen wie etwa die Cloud umschulen und so interne Kompetenzen aufbauen. Ebenso investieren 54 Prozent der Unternehmen verstärkt in ihr Employer Branding, um ihre Attraktivität zu erhöhen und neue Talente zu gewinnen und zu binden.

Externe Dienstleistern verstärkt gesucht

Viele Unternehmen gehen jedoch davon aus, dass ihre internen Kapazitäten (auch in Zukunft) nicht ausreichen, und setzen daher auf die Zusammenarbeit mit externen IT-Dienstleistern. 56 Prozent der Unternehmen – sowohl aus dem B2C- als auch aus dem B2B-Bereich – möchten in Zukunft stärker mit IT- und Digitaldienstleistern zusammenarbeiten. Dies spiegelt sich auch in den Umsatzprognosen der IT-Dienstleister wider: Für 2023 erwarten sie ein durchschnittliches Umsatzplus von 12,6 Prozent. Zwar wurden diese Daten im Frühjahr 2022 erhoben und berücksichtigen somit noch nicht vollständig die geopolitische und konjunkturelle Situation, dennoch dürften IT-Dienstleister 2023 mindestens im einstelligen Prozentbereich wachsen. In gewissen Segmenten, etwa im Cloud- und Digital-Experience-Bereich, dürfte das Wachstum stärker ausfallen.

Work 2.0 - Fachkräftemangel und externe Dienstleister nach Lünendonk-Umfrage
Frage: Welche Auswirkungen hat der Mangel an Fachkräften für Ihre IT-Organisation?; Skala von 1 = „stimme nicht zu“ bis 4 = „stimme voll zu“; Häufigkeitsverteilung; n = 69

Aufgrund der starken Nachfrage nach Dienstleistern und der Inflation, die im Jahresdurchschnitt 2022 zwischen 8 und 9 Prozent lag, erwarten 84 Prozent der Unternehmen, dass die Honorarpreise für externe Dienstleister steigen werden. Wie bereits aufgezeigt, haben die Preiserhöhungen aber keinen großen Einfluss auf die Zusammenarbeit mit Dienstleistern. Sie wird sogar intensiviert, da der Digitalisierungsdruck in vielen Unternehmen nach wie vor stark ist.

Verfasst von

Porträt von Tobias Ganowski, IT-Analyst und Junior Consultant beim Marktforschungs- und Analystenhaus Lünendonk & Hossenfelder

Tobias Ganowski

IT-Analyst und Consultant bei Lünendonk & Hossenfelder

Tobias Ganowski ist IT-Analyst und Consultant beim Marktforschungs- und Analystenhaus Lünendonk & Hossenfelder. Er untersucht die Märkte für IT-Beratung, IT-Services, IT-Sourcing-Beratung, Customer Experience Services und Engineering Services. Thematisch beschäftigt er sich unter anderem mit den Themen Customer Experience Management, Cloud Sourcing, Künstliche Intelligenz, IIoT, Softwareentwicklung, Agilität und digitale Transformation.