In deutschen Unternehmenszentralen regiert die Vorsicht, wenn es um den Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz geht: 76 Prozent beschränken die Dateneingabe, 69 Prozent der Unternehmen in Deutschland regeln, welche GenAI-Tools Mitarbeitende in der täglichen Arbeit nutzen dürfen und 35 Prozent verbieten den Einsatz aus Datenschutzbedenken gleich vollständig. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle, vom Netzwerkausrüster Cisco durchgeführte Studie Data Privacy Benchmark 2024. 2.600 Datenschutzexpert*innen weltweit haben an der Umfrage teilgenommen, davon 200 aus Deutschland.
Deutsche Unternehmen, dieses Fazit lässt sich ziehen, agieren noch vorsichtiger als der Rest der Welt, wenn es um den Einsatz von GenAI geht. Die Business-Entscheider in den Unternehmen sehen zwar klar die Potenziale und Chancen, die der KI-Einsatz bietet. Mehr als 90 Prozent der Befragten weltweit glaubt aber auch, dass KI neue Techniken zur Verwaltung von Daten und Risiken erfordere und dass eine durchdachte Governance notwendig sei. Zu den größten Bedenken gegenüber GenAI wie ChatGPT, so ein Ergebnis der Cisco-Studie, zählen die Gefahr für rechtliche und geistige Eigentumsrechte und die unfreiwillige Veröffentlichung von sensiblen Unternehmensinformationen, zum Beispiel Daten von Kunden und Mitarbeitenden oder Geschäftspläne.
Praxistipps für den KI-Einsatz
Die Bedenken sind berechtigt: Jede Information, die Benutzer ChatGPT zur Verfügung stellen, dürfen als veröffentlicht gelten. Sie lassen sich aber leicht entkräften.
KI-Tipp 1: Setzen Sie ChatGPT oder andere Large Language Models unternehmensintern in einer nach außen abgesicherten IT-Umgebung ein. Auf diese Weise gelangen sensible Daten, die ChatGPT/GPT4 und andere Large Langiage Models für die Textproduktion benötigt, nicht in fremde Hände.
Die Berater*innen und Expert*innen der Digitalisierungsberatung valantic etwa trinken den Wein, denn sie ihren Kunden offerieren, auch selbst. Das unternehmensinterne und abgesicherte ChatGPT „Valli“ unterstützt seit Monaten hunderte Kolleginnen und Kollegen bei der Arbeit.
GenAI-Modelle wie ChatGPT sind schon heute sehr schlau und benutzen Billionen von Parametern, um Texte in erstaunlich hoher Qualität zu produzieren. Sie erfinden aber auch Tatsachen und geben sie als Fakten aus. Fachleute sprechen von Halluzinationen. Das kann schnell peinlich werden.
Im Frühjahr 2023 hatte ein New Yorker Anwalt mithilfe von ChatGPT recherchiert und sich zu sehr auf die Ergebnisse der KI verlassen. Ein von ihm offiziell eingereichter Antrag enthielt Verweise auf Fälle wie „Petersen gegen Iran Air“ oder „Martinez gegen Delta Airlines“, die es so nie gegeben hat. Dem Anwalt zufolge wurden die Fake-Urteile plus Aktenzeichen von ChatGPT ausgegeben. Deshalb:
KI-Tipp 2: Vertrauen Sie den Ergebnissen, die GenAI produziert, nie unkritisch und zu hundert Prozent. Das ist fahrlässig und kann schnell im Fiasko enden (siehe Beispiel oben). Ein kritisches, prüfendes Auge ist unerlässlich. Im Zweifel überprüft zum Beispiel eine Google-Recherche, ob die präsentierten Ergebnisse tatsächlich existieren und den Fakten entsprechen.
Wer dumm fragt, bekommt viele dumme Antworten, sagt der Volksmund. Ergänzend möchte man hinzufügen: Wer schlaue Fragen stellt, bekommt viele schlaue Antworten. Bei GenAI-Modellen wie ChatGPT und anderen hängt die Qualität der Antworten entscheidend davon ab, wie die Frage, der sogenannte Prompt, formuliert wurde. Viele Unternehmen gehen momentan dazu über, Prompt-Kataloge mit den besten, effizientesten Prompts aufzusetzen, die ihre Mitarbeitenden dann je nach Bedarf auswählen und einsetzen können. Generell gilt: Geben Sie ChatGPT so viele relevante Informationen wie möglich. Als roter Faden können die fünf „Ws“ dienen: Wer?, wie?, was? wieso? warum?
KI-Tipp 3: Schulen Sie ihre Mitarbeitenden im Prompt Engineering, um Ergebnisse zu erzielen, die in der Praxis funktionieren und die Produktivität erhöhen. Um Standard-Aufgaben bestmöglich bedienen zu können, kann es hilfreich sein, einen Prompt-Katalog mit Best-Practices Prompts aufzusetzen. Deutsche Unternehmen, so haben Umfragen ergeben, wollen 2024 besonders in das KI-Training ihrer Mitarbeitenden investieren.
GenAI kann viel Gutes in Ihrem Unternehmen bewirken, die Produktivität erhöhen, Prozesse optimieren und die Effizienz steigern. Zum Beispiel in der Kundenkommunikation, in Wartung, Service, Beratung von Kunden und Mitarbeitenden und in der Low-Code-Programmierung einfacherer Aufgaben. Der Megahype um GenAI darf aber nicht vergessen lassen: Künstliche Intelligenz ist nicht eine Gießkanne für alles und jeden. Die Erfindung der universalen, künstlichen Intelligenz wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
KI-Tipp 4: Identifizieren Sie gewinnbringende Use Cases in Ihrem Unternehmen, wo sich der Einsatz von GenAI in der Praxis lohnt und scheuen Sie sich nicht, externe Hilfe von Berater*innen in Anspruch zu nehmen. Oft sehen externe Augen klarer als die internen Expert*innen.
Kaum eine Technologie hatte so schnell und weltweit einen solchen Erfolg wie generative künstliche Intelligenz. Das hat sogar die Macher von OpenAI, dem Mutterunternehmen hinter ChatGPT, überrascht und die Entwicklung schreitet weiterhin mit Riesenschritten rasant voran. Ein weltweiter Wettbewerb ist ausgebrochen und viele KI-Anbieter tüfteln gerade an Sprachmodellen für spezielle Einsatzszenarien und Wissensdomänen wie Medizin, Gesundheitsberatung, Finanzen, Technologie, Geschäftsentwicklung und Kundenkommunikation, die ihre Zielgruppen besser bedienen können als die generischen Allzweck-Sprachmodelle.
KI-Tipp 5: Halten Sie sich auf dem Laufenden, denn wahrscheinlich steht eine GenAI, die genau für ihre Herausforderungen optimal geeignet ist, gerade kurz vor der Marktreife. Erfahrenen Berater*innen und Expert*innen können Sie dabei wirksam unterstützen.