Schreibe ein launiges Gedicht für die Hochzeit des besten Freundes, sage mir, was ich aus den kläglichen Resten im Kühlschrank kochen kann, oder erkläre die Funktionsweise eines Otto-Motors für einen 6-Jährigen – seit einem Jahr kann man Aufträge dieser Art dem KI-Chatbot ChatGPT stellen. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der Deutschen haben schon von ihm gehört oder gelesen, rund ein Drittel (34 Prozent) hat den Chatbot bereits genutzt, der am 30. November 2022 öffentlich zugänglich gemacht wurde.
Dabei haben es 10 Prozent bei einem Versuch belassen und nutzen ChatGPT nicht mehr, 11 Prozent nutzen das Tool selten und 13 Prozent häufig. Weitere 34 Prozent können sich vorstellen, die KI künftig einzusetzen, 30 Prozent schließen das grundsätzlich aus. Das sind Ergebnisse einer Befragung von 1.004 Personen ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. „ChatGPT hat bei KI den Turbo gezündet. Die Anwendung war für sehr viele Menschen der erste bewusste Kontakt mit Künstlicher Intelligenz und hat eine breite öffentliche Debatte über die Technologie angestoßen. Zugleich hat uns ChatGPT vor Augen geführt, was mit KI heute möglich ist. So wurde in den vergangenen zwölf Monaten ein rasanter Entwicklungsschub bei generativer KI ausgelöst“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst.
ChatGPT im Job: 17 Prozent nutzen generative KI ohne Wissen des Arbeitgebers
Die große Mehrheit der ChatGPT-Nutzerinnen und -Nutzer setzt das Tool für private Zwecke ein (82 Prozent), die Hälfte (50 Prozent) nutzt ChatGPT aber auch beruflich – 33 Prozent mit Wissen des Arbeitgebers, 17 Prozent ohne dessen Wissen. Nur bei einem Viertel der Erwerbstätigen (24 Prozent) gibt es im Unternehmen Regeln für den Einsatz von generativer KI wie ChatGPT. 29 Prozent haben keine solchen Vorgaben, würden sich aber welche wünschen, und 40 Prozent haben keine Regeln und möchten auch keine.
Rund die Hälfte aller Nutzerinnen und Nutzer von ChatGPT (53 Prozent) sagt, dass die Dialoge mit der KI Spaß machen, unter den Jüngeren von 16 bis 29 Prozent liegt der Anteil sogar bei 66 Prozent. 3 von 10 (32 Prozent) geben an, dass sie die Antworten der KI fasziniert haben. Aber nur 13 Prozent meinen, dass ChatGPT ihnen bei Problemen geholfen hat. Ein Fünftel (20 Prozent) beklagt, dass es zu viel Zeit kostet, hilfreiche Antworten von ChatGPT zu bekommen, 14 Prozent finden, dass der Chatbot ihre Fragen zu oft nicht richtig versteht. Wintergerst: „Auf den ersten Blick ist die Nutzung von generativer KI sehr einfach. Um aber hilfreiche Antworten zu bekommen, muss man lernen, der KI die notwendigen Hintergrundinformationen zu vermitteln und Arbeitsaufträge präzise formulieren. Das sind Kenntnisse, die es künftig zu vermitteln gilt, in Schule und Beruf.“ Außerdem sollten die Nutzerinnen und Nutzer wissen, wie sie die Ergebnisse schnell auf Richtigkeit überprüfen können.
Generative KI macht Älteren Angst
Eine Zwei-Drittel-Mehrheit (66 Prozent) glaubt, dass ChatGPT & Co. unser Leben grundlegend verändern werden. 38 Prozent halten generative KI dagegen für einen Trend, der bald wieder vorbeigehen wird. Zugleich bereitet die neue Form von KI auch Sorgen: 41 Prozent sagen, dass ihnen ChatGPT Angst macht. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Altergsruppen. Während nur 28 Prozent der 16- bis 29-Jährigen Angst vor generativer KI haben, sind es bei der Generation 65plus 57 Prozent. „KI kann die Hürden für eine digitale Teilhabe deutlich reduzieren. Wir müssen nicht mehr lernen, wie Computer zu kommunizieren, die Computer artikulieren sich – fast – wie Menschen“, so Wintergerst.
(Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.004 Personen ab 16 Jahren in Deutschland telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ.)