„In der Visualisierung der Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV) von Unternehmen haben Wasserfall-Charts einen großen Stellenwert, weil sich damit alle Details der GuV sehr übersichtlich darstellen lassen. Damit Visualisierungen einen hohen geschäftlichen Mehrwert generieren, sind aber nicht nur die Grafiken, sondern auch die Qualität der Daten und die aktuelle Bereitstellung möglichst in Echtzeit sehr wichtig.“
Konradin Schömers, Visualisierungsexperte bei graphomate
Jetzt mal konkret, was bringen Power-BI-Visualisierungen und Grafiken mit Tableau oder der SAP Analytics Cloud im Unternehmen? Die Redaktion des Digital.Now Magazins sprach mit Konradin Schömers, Visualisierungsexperte bei graphomate mit Hauptsitz in Kiel. Der führende Anbieter von Visualisierungslösungen, interaktiven Grafiken und Dashboards ist seit Juni 2021 strategischer Partner von valantic.
Digital.Now: Konradin, warum brauchen Unternehmen gute Visualisierungen?
Konradin Schömers: Diese Frage lässt sich sehr leicht beantworten. Kein Geschäftsentscheider ist heute in der Lage, ohne verlässliche, gut visualisierte Daten den Überblick zu behalten. Dabei helfen aktuelle, intuitive Grafiken, auf welche man gerne schaut. Somit tragen diese am Ende nicht unerheblich zu datenbasierten und erfolgreicheren Entscheidungen bei.
Allerdings nur dann, wenn einige elementare Grundregeln des guten Designs beherzigt werden. Zum Beispiel: Zeitliche Verläufe sollten immer auf der horizontalen Achse, strukturelle Vergleiche dagegen auf der vertikalen Achse abgetragen werden. Nicht nur aktuelle Zahlen sind wichtig, auch die Abweichung zum Beispiel zur Vorperiode oder zu Plangrößen sollten in der Darstellung nicht fehlen, da erst die Entwicklung bzw. der Vergleich wirklich interessante Einblicke zulässt.
Deshalb orientiert sich graphomate seit jeher an den International Business Communication Standards (IBCS) um ein gutes Fundament für ansprechendes Information Design und zum Beispiel Power-Point-Visualisierungen zu haben.
Digital.Now: Gibt es Untersuchungen darüber, welche Mehrwerte gute Grafiken in den Unternehmen konkret generieren?
Konradin Schömers: Es gibt eine ganze Reihe von Untersuchungen, die den Mehrwert von guten Visualisierungen auch empirisch belegen. Die TU München etwa hat mithilfe von Eye-Tracking-Methoden eine solche Untersuchung durchgeführt. Dabei ist unter anderem herausgekommen, dass Grafiken, die sich an die Vorschläge der IBCS halten, die Anzahl der Fehler beim Betrachter um 61% reduzieren und gleichzeitig die Aufnahme der Informationen um 41% beschleunigen. Weiter gedacht heißt das, dass sehr gute Grafiken zu erfolgreicheren Entscheidungen führen, weil Informationen, Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen Einflussgrößen von den Rezipienten besser und oft auch schneller verstanden werden.
Digital.Now: Welche Grafiktypen sind eigentlich am beliebtesten und für welche Zwecke werden sie eingesetzt?
Konradin Schömers: Balkendiagramme für strukturelle Vergleiche und Säulendiagramme für zeitliche Vergleiche, die Evergreens also, erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. In der Visualisierung der Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV) von Unternehmen haben Wasserfall-Charts einen großen Stellenwert, weil sich damit alle Details der GuV sehr übersichtlich darstellen lassen.
Von den immer noch recht verbreiteten Kreis- oder Tortendiagrammen raten wir bei graphomate eher ab. Denn das menschliche Auge ist eher dafür ausgelegt, unterschiedliche lange Balken als unterschiedlich große Tortenstücke miteinander zu vergleichen. Das fällt uns einfach leichter.
In der Visualisierung der Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV) von Unternehmen haben Wasserfall-Charts einen großen Stellenwert, weil sich damit alle Details der GuV sehr übersichtlich darstellen lassen. Damit Visualisierungen einen hohen geschäftlichen Mehrwert generieren, sind aber nicht nur die Grafiken, sondern auch die Qualität der Daten und die aktuelle Bereitstellung möglichst in Echtzeit sehr wichtig.
Kontraproduktiv ist auch der Einsatz von Farben, die keine Bedeutung haben und die lediglich dazu benutzt werden, um das optische Erscheinungsbild aufzuhübschen. Heraus kommen bunte Diagramme, die schön anzusehen sind, bei denen aber der Informationsgehalt und die schnelle Aufnahme der wesentlichen Infos auf der Strecke bleiben. Davon raten wir eher ab.
Digital.Now: Habt ihr auch schon Grafiken selbst erfunden?
Konradin Schömers: In der Mehrzahl der Fälle entwickeln wir Grafiken, unter anderem Power-BI-Visualisierungen, im Sinne des Kunden weiter und passen sie zweckentsprechend an. So haben wir bei graphomate zum Beispiel Scatterplot- und Bubble-Charts erweitert und können statt der üblichen drei Einflussgrößen mit unserer Grafikvariante fünf Kennzahlen übersichtlich und intuitiv darstellen.
Damit Visualisierungen einen hohen geschäftlichen Mehrwert generieren, sind aber nicht nur die Grafiken, sondern auch die Qualität der Daten und die aktuelle Bereitstellung möglichst in Echtzeit sehr wichtig. Das Ziel besteht darin, aktuelle, dynamische Grafiken zu entwickeln, die Entscheider*innen und Fachpersonen bei ihrer Arbeit bestmöglich unterstützen. Sind die Daten ein oder zwei Wochen alt, dann werden Entscheidungen möglicherweise auf Grundlage veralteter Daten getroffen, kommen zu spät und haben nicht den gewünschten Erfolg.
Datensilos, fehlende Integration und der Einsatz von Excel Spreadsheets, das beobachten wir häufig, sind nach wie vor recht verbreitet. Unternehmen riskieren dadurch, Wettbewerbsnachteile zu erleiden und zum Beispiel Marktchancen nicht zeitnah wahrzunehmen.
Digital.Now: Was macht eine gute Grafik aus, worauf muss man/frau achten, damit es ein Hingucker wird?
Konradin Schömers: Neben den schon genannten IBCS-Vorschlägen empfehlen wir generell: Weniger ist mehr. Verzierungen, die lediglich schön aussehen, aber keine Bedeutung transportieren, gilt es zu vermeiden. Darunter fallen zum Beispiel auch 3D-Effekte. Farben sollten konsistent im gleichen Kontext und bedeutungstragend verwendet werden.
Achsenabschneidungen gilt es tunlichst zu vermeiden. Eine Achse, die Werte zwischen Null und 1000 abbildet, fängt zum Beispiel erst beim Wert 500 an. Dadurch wird die Aussage verfälscht und der Größenvergleich erschwert. Auch absolute, aktuelle Zahlen sind für sich genommen wenig aussagekräftig. Erst der Vergleich mit der Vorperiode oder der Jahresvergleich zeigt, ob zum Beispiel die Umsätze gestiegen, gefallen oder gleichgeblieben sind. Daraus können Fachpersonen dann zielführende Handlungsmaßnahmen ableiten.
Digital.Now: Welches Projekt hat Dir in diesem Jahr am meisten Spaß gemacht?
Konradin Schömers: Wir haben in diesem Jahr eine neue Tabellenkomponente entwickelt: die graphomate matrix. Es hat einen Riesenspaß gemacht, den Prozess zu begleiten und im direkten Austausch mit Kunden die neue Komponente optimal auf die praktischen Anforderungen zuzuschneiden. Die graphomate matrix ist für Power BI, tableau, die SAP Analytics Cloud, den SAP Lumira Designer und die SAPUI5 erhältlich.
Digital.Now: Konradin, herzlichen Dank für das spannende Gespräch.