Smartphones, Laptops, Betriebssysteme, Office-Anwendungen – deutsche Unternehmen nutzen sie ganz selbstverständlich, doch nur wenig davon wird in Deutschland hergestellt. Deshalb sind die meisten Unternehmen vom Import digitaler Technologien und Leistungen abhängig, stellt eine aktuelle Studie des Digitalverbandes Bitkom fest.
Ganz oben auf der Einkaufsliste stehen digitale Endgeräte wie Computer oder Notebooks, gefolgt von Software jeder Art. Vor allem die Hersteller von Elektronikgeräten sind bei Halbleitern, Sensoren und Prozessoren weitgehend auf ausländische Zulieferer angewiesen.
Abhängigkeit von Digitalimporten wird zum Risiko
90 Prozent der vom Bitkom befragten gut 600 Unternehmen beklagen die hohe Abhängigkeit von digitalen Importen. Die wichtigsten Herkunftsländer und -regionen sind die EU, die Vereinigten Staaten und China. Aus der EU und den USA beziehen jeweils 87 Prozent digitale Technologien oder Services. China folgt als Bezugsland auf Rang drei, 78 Prozent der Unternehmen importieren von dort.
Diese Abhängigkeit kann zum Risiko werden. So geben 17 Prozent der befragten Unternehmen an, sie wären bei einem Importstopp höchstens ein halbes Jahr überlebensfähig, weitere 36 Prozent bis zu einem Jahr. Diese Werte sprechen nicht gerade für die vielbeschworene digitale Souveränität. Die hat ein Staat laut Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst nur, wenn er substanzielle Fähigkeiten in digitalen Schlüsseltechnologien besitzt und selbstbestimmt darüber entscheiden kann, von wem er digitale Technologien bezieht.
Die Lage hat zahlreiche Unternehmen bereits zu Gegenmaßnahmen animiert. So haben sechs von zehn Firmen (59%) ihre Lieferanten diversifiziert. Zudem schränken sie angesichts negativer politischer Entwicklungen die Geschäftsbeziehungen mit bestimmten Ländern stark ein. Eine weitere häufig gewählte Maßnahme: Vier von zehn (42%) haben ihre Lagerbestände vergrößert, um bei Lieferproblemen länger aus eigener Kraft durchhalten zu können.
Wirtschaft: Bund muss entschlossen handeln
Die befragten Unternehmen erwarten von der zukünftigen Bundesregierung deutlich stärkere Anstrengungen als bisher. Die Wettbewerbsfähigkeit müsse massiv gesteigert werden, sagen 89 Prozent. 84 Prozent meinen, für die neue Bundesregierung, die am 23. Februar gewählt wird, gehöre die Stärkung der digitalen Souveränität ganz weit nach oben auf die Agenda.
In dieselbe Kerbe schlägt auch Alexander Rabe, der Geschäftsführer des Eco-Verbands der deutschen Internetwirtschaft. In einem Gastkommentar für die Süddeutsche Zeitung fordert er: „Die kommende Bundesregierung muss deutlich entschlossener und konsequenter handeln, um Deutschlands digitale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.“
Unter anderem wünscht sich Rabe eine digitalpolitische Prozessrevolution, die mit neuen Strukturen, Verantwortlichkeiten und Ressort-Zuschnitten die digitale Transformation in Deutschland vorantreibt. Dafür benötige der Bund eine klare digitale Strategie, eine Wirkungsanalyse neuer Gesetze und den konsequenten Abbau von bürokratischen Hürden. Und er müsse Gas geben beim digitalen Dauerbrenner, dem Ausbau von Glasfaser und 5G.