Nachhaltigkeit im deutschen Mittelstand ist preiswürdig und das bereits seit eineinhalb Jahrzehnten. Als TV-Wissenschaftsjournalist Stefan Schulze Hausmann den Preis 2008 ins Leben rief, war Nachhaltigkeit ein Nischenthema. Heute ist das anders. Es wird überall darüber diskutiert, es gibt hunderte Preisträger und die Verleihung ist eine aufwändige Gala mit Celebrities.
Das hat auch Kritiker angezogen, die intransparente Kriterien und Greenwashing bei Preisträgern bemängeln. Tatsächlich ist die Nachhaltigkeit eines Unternehmens nur schwer zu bewerten. Was ist nachhaltiger, eine Million Tonnen CO2 einzusparen oder eine Million Tonnen Plastikmüll zu vermeiden?
Doch es kommt in erster Linie darauf an, dass der Mittelstand die nachhaltige Transformation intensiviert – auch wenn es nur kleine Schritte sind. So hat die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis DNP e. V. zusammen mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) , dem Bundesumweltministerium und anderen Partnern auch in diesem Jahr 100 Unternehmen aus allen Branchen ausgezeichnet.
Zudem gibt es fünf übergreifende Sieger, die wegen besonders vorbildlicher Lösungen ausgezeichnet werden. Sie werden allerdings erst auf der Preisverleihung am 23. November in Düsseldorf benannt. Wer sich vorab über alle 100 Sieger informieren möchte, hat mit dem Magazin des Nachhaltigkeitspreises eine interessante Lektüre. Ein paar Beispiele zeigen die Bandbreite der Nachhaltigkeitsinitiativen im Mittelstand:
100 regionale Energiegenossenschaften
Die Bürgerwerke eG fördern den Ausbau erneuerbarer Energien und sorgen dafür, dass die Energiewende in Bürgerhand gelingt. Das Energiesystem der Zukunft soll wenigstens teilweise den Bürgerinnen gehören. Dafür bündeln die Bürgerwerke die Kräfte von über 100 regionalen Energiegenossenschaften und machen Menschen in ganz Deutschland durch ihren Energiebezug zu aktiven Teilhabern der Energiewende.
Nachhaltig-zirkuläres Bauen
Die Madaster Germany GmbH möchte eine nachhaltig-zirkuläre Bauindustrie ermöglichen. Dazu betreibt das junge Unternehmen eine Plattform für die nachhaltige Nutzung und Kreislaufbewertung von Baumaterialien. Madaster ermöglicht die Inventarisierung und Bewertung sämtlicher Materialien in einem Bauobjekt inklusive Umweltauswirkungen, CO2-Berechnung, Restwert und Wiederverwendungsmöglichkeiten im Kreislauf.
Nachhaltige Fertigung von Generatoren
Die Flender International GmbH ist Qualitätsführer für Windkraft- und Industrieantriebe und trägt damit zur Energiewende bei. Auch bei der eigenen Nachhaltigkeit wird die Führerschaft angestrebt. Eine Verpflichtung zur Festlegung der SBTi Netto-Null-Ziele, die Reduzierung der Scope 1+2 CO2-Emissionen um 79% seit 2015, 35OGW Meilenstein Wind und ein EcoVadis Gold Nachhaltigkeitsrating belegen den Anspruch.
Ein zweites Leben für IT-Geräte
Die AfB gGmbH übernimmt gebrauchte IT-Geräte von Unternehmen, die nach zertifizierter Datenlöschung und Aufbereitung in einen weiteren Produktlebenszyklus gehen. Der Mehrwert: Ressourcenschonung durch Re-Use, CO2-Reduktion, über 400 sozialversicherungspflichtige, inklusive Jobs in Deutschland und günstige IT-Geräte mit Garantie für Endkunden, Schulen und NGOs.
Nachhaltige IT-Services aus dem grünen Rechenzentrum
Die Green IT Solution GmbH setzt Maßstäbe für nachhaltigere IT-Dienstleistungen. In dieser ressourcenintensiven und gleichzeitig schnelllebigen Industrie trägt das Unternehmen durch eine Aufbereitungsquote von 99% zur Kreislaufwirtschaft bei und nutzt EMAS für nachhaltige Arbeitsprozesse. Es unterstützt Schulen und fördert das Projekt „Digitales Zuhause“, um Wohnungslosen Zugang zu Informationstechnologien zu ermöglichen.
Nachhaltige Logistik durch Trimodalität
Contargo ist eines der marktführenden Container-Hinterlandlogistik-Netzwerke in Europa. Durch Trimodalität – Transport über Lkw Binnenschiff und Schiene – gestaltet Contargo seine Lieferketten resilient und emissionsarm. Das Unternehmen schafft flache Hierarchien, zeigt seine Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden, unterstützt Weiterbildung und steht so ganzheitlich für Nachhaltigkeit.
(Quelle: Magazin des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2023)
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