12. November 2024
Heute ist Alexander Mohr-Miesler, Leiter Organisation und Produktmanagement bei ORCA Software GmbH, mit dabei. Alexander Mohr-Miesler stellt in diesem Interview die Plattform AUSSCHREIBEN.DE des Unternehmens ORCA Software GmbH vor.
Durch das Interview führt Marco Kahler, Director PIM bei der valantic CEC Deutschland GmbH, und Experte rund um das Thema PIM.
Alexander: Hallo Marco, zunächst einmal vielen Dank für die Einladung zu diesem Format.
Mit AUSSCHREIBEN.DE wollen wir Produkthersteller, Planer, den Objektvertrieb, Architekten, Ingenieure, Projektsteuerer und Handwerksbetriebe zusammenbringen. Wir bieten Ausschreibungstexte in bautypischen Formaten (z.B. GAEB), die von Planungssoftware verarbeitet werden können und sichern damit einen reibungslosen Datentransfer. Die Texte sind rund um die Uhr verfügbar, immer aktuell und für den Nutzer kostenlos. Der Produkthersteller bietet mit den Zusatzinformationen auch weitere Services für den Planer, wie BIM-Objekte, Technische Dokumentationen, Nachhaltigkeitsdaten und Einbauanleitungen an.
A: Über AUSSCHREIBEN.DE stellen wir aktuell über 1,1 Mio. Ausschreibungstexte von mehr als 750 Produktherstellern zum kostenfreien Download bereit, die in der Regel aus den Produktdaten der Hersteller generiert werden.
PIM-Systeme sind dabei mittlerweile bei Produktherstellern immer öfter Standard, um die enormen Datenmengen effizient zu verwalten. Mithilfe von passenden Schnittstellen wie GAEB, BMEcat oder Excel können die Katalogdaten für AUSSCHREIBEN.DE direkt aus den PIM-Systemen ausgeleitet und veröffentlicht werden. Das minimiert Brüche und erleichtert den Prozess enorm.
Die Formate dienen dazu, die Katalogdaten der Hersteller auf AUSSCHREIBEN.DE hochzuladen. GAEB (Gemeinsamer Ausschuss für Elektronik im Bauwesen) ist das Standardformat für Architekten und Ausschreibende und wird unter anderem für Leistungsverzeichnisse und Auftragsvergaben genutzt.
Eine API aus einem PIM-System ist nicht zwingend erforderlich, da Administratoren Daten auch automatisiert per FTP-Upload veröffentlichen können.
Auch wir beschäftigen uns im Kontext der Ausschreibungstexte mit KI und den Möglichkeiten, den Besucher und Produkthersteller noch gezielter bei seinen Anforderungen zu unterstützen. So werden zum Beispiel bei der Prüfung vor der Veröffentlichung schon automatisiert die Datenqualität analysiert und Auffälligkeiten zurückgemeldet. Dies hilft, noch bessere Ausschreibungstexte und Zusatzinformationen für den Besucher bereitzustellen.
M: BMEcat ist ein standardisiertes Katalogformat, das heißt im Prinzip eine XML-Struktur, die Attribute aus dem PIM aufnimmt. Es ermöglicht, Produktinformationen automatisiert zwischen den Handelspartnern auszutauschen. Die Kommunikation via BMEcat kann mittlerweile bei Geschäftsprozessen eine ausschlaggebende Rolle spielen, da dem Datenempfangenden Unternehmen ein hoher Aufwand bei der manuellen Einpflege von Daten erspart bleibt, wenn diese z.B. etwa per PDF geliefert werden. Über BMEcat können die Daten zumeist vollautomatisiert synchronisiert werden, so dass Änderungen in kürzester Zeit End-to-End zur Verfügung stehen. Das unterstützt nicht nur allgemein die Optimierung der Time-to-Market, sondern auch etwaige Korrekturprozesse, insbesondere bei Fehlern in den Daten.
Ein vergleichbares Standardformat ist z.B. das GS1-Format im GDSN. Hier handelt es sich ebenfalls um ein XML-Format, welches an das GDSN-Netzwerk übergeben werden kann. Dieses wird vorrangig im Lebensmittelbereich genutzt, aber auch im Healthcare-Sektor und anderen Branchen. Diese Katalogformate gehen oftmals Hand in Hand mit den Anforderungen von Standardklassifizierungen einher. Wird ein ECLASS- oder ETIM-Format gefordert, wird dieses meistens in einem BMEcat als Transportmedium übergeben, da diese über Strukturen verfügen, die die Klassifizierungen abbilden können.
M: Eine spannende Frage. Zunächst einmal müssen die Grundlagen gewährleistet sein. Das ist oftmals gar nicht so banal, wie es sich zunächst anhört. Eine eindeutige Identifikation des Artikels muss gegeben sein, die die Wiedererkennbarkeit intern und extern gewährleistet – und damit meine ich sowohl in Richtung Lieferant als auch Kunden. Informationen müssen durch regulatorische Aspekte wie das Lieferkettensorgfaltsgesetz und den digitalen Produktpass zunehmend in einem größeren End-to-End-Kontext nachvollzogen werden können.
Weiterhin gehört dazu auch die Zuordnung in eine Taxonomie, bzw. Klassifizierung, die sich in der Ausleitung auf Standardklassifizierungen wie ETIM und ECLASS übertragen lässt. Oder im Zweifelsfall auch für den Datenempfänger sprechend ist, so dass die Produkte zugeordnet werden können.
Dann müssen natürlich die (technischen) Merkmale und Produktbeschreibungen sauber gepflegt sein. Also alle Merkmale, anhand derer der Kunde identifizieren kann, ob das Produkt für sein Vorhaben geeignet ist und seinen Anforderungen entspricht. Davon hängt oft die Kaufentscheidung ab. Hier ist auch eine entsprechende Granularität gefordert, die tiefgreifende Filter- und Suchmöglichkeiten ermöglicht.
Besonders im Textmanagement nehmen wir außerdem zunehmende Anforderungen an Automatisierung wahr. Dies kann zum einen durch eine Standardisierung und Verkettung von Attributen und Textblöcken erreicht werden, was bei vorgegebenen Formaten von Vorteil ist, zum anderen schlägt bei Texten mit größerem Gestaltungsspielraum natürlich das Thema KI voll ein.
Und zu guter Letzt die Beziehungen eines Produktes. Zubehör, Sets, Bundles und Ersatzteile sind recht geläufig. Aber auch die Information, welche Produkte oder Bauteile kompatibel miteinander sind und die Identifikation von Nachfolge- bzw. Vorgängerprodukten spielen besonders im technischen Bereich eine große Rolle. So kann der Kunde ein Bauteil oder eine Komponente ersetzen, wenn diese auslaufen.
Wir sind hier mit der Erklärung lange nicht am Ende, die Vielfalt und der Anspruch an Produktdaten wächst ständig und bietet letztendlich auch die Grundlage für eigene KI-Anwendungsfälle.
A: Am wichtigsten ist der Ausschreibungstext selbst: am besten so ausführlich wie nötig, aber so kompakt wie möglich. Er muss dem Kalkulator und Ausführenden ermöglichen, qualitativ die Leistung zu bepreisen und zu bewerten. Daneben sind Informationen wie Artikelnummer, UVP (unverbindliche Preisempfehlung) und Kostengruppenzuweisungen besonders wertvoll. Auch Zusatzinformationen wie Einbaupläne, Grafiken, Zertifikate und BIM-Daten sind wichtig. Ich sage immer: Die Artikelnummer ist das A und O!
A: Bei AUSSCHREIBEN.DE können wir Technologien und Funktionen anbieten, die verschiedenste Produktinformationen miteinander vernetzen. Hersteller können ihre Texte mit BIM-Objekten von CADENAS, CADClick oder BIMobject und EPDs (Environmental Product Declarations) der DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) verknüpfen. Die Artikelnummer oder GTIN (EAN) sorgt dafür, dass alle Informationen korrekt verknüpft werden und keine Redundanzen sowie Datenbrüche entstehen.
A: Ich bedanke mich auch und hoffe, meine Mission ein Stück weiter gebracht zu haben. Denn seit 25 Jahren begleite ich ORCA bei allen Themen rund um Ausschreibung, Vergabe, Abrechnung inklusive Kostenmanagement und BIM. Mein Anspruch und dringender Appell: Lasst uns mit digitalen Werkzeugen den Bau- und Ausschreibungsprozess ein Stück smarter machen! Es wird höchste Zeit!
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