29. Februar 2020
In die Bewertung und Auswahl eines den strategischen und finanziellen Anforderungen entsprechenden Cloud Szenarios spielen verschiedene Faktoren ein. Dieser Blogbeitrag stellt ein Framework vor, mit Hilfe dessen Cloud Leistungen holistisch bewertet und verglichen werden können.
Digitalisierung, Internet of Things und Big Data sind nicht nur aktuelle Schlagworte, sondern tatsächlich drei Facetten ein und desselben technologischen und prozessualen Megatrends, der unsere Fähigkeit, informierte Entscheidungen zu treffen, heute maßgeblich beeinflusst. Eine nie zuvor dagewesene Vernetzung und Verflechtung von Informationsflüssen weltweit ermöglicht einerseits komplexeste und präziseste Analysen. Gleichzeitig nimmt aber dadurch auch die Variabilität, Komplexität und Volumen wie auch die Schnelllebigkeit der Daten zu, deren Verarbeitung notwendig ist, um aussagekräftige Informationen zu erhalten. Die Cloud kann ein geeignetes Medium sein, die daraus resultierenden gestiegenen Anforderungen an ein Reporting System effizient bewerkstelligen zu können. Jedoch ist es in der Regel nicht trivial, das geeignete Setup zur Cloud Nutzung zu identifizieren.
Mit zunehmender Etablierung von Cloud Lösungen am Markt haben sich grundsätzliche Klassifizierungen von Cloud Szenarien durchgesetzt. Bezugnehmend darauf, welche Ebenen einer Systemarchitektur in der Cloud abgebildet werden, sprich welchen Service der Anbieter einer Cloud leistet, wird gewöhnlich zwischen Software-as-a-Service (SaaS), Platform-as-a-Service (PaaS) und Infrastructure-as-a-Service (IaaS) unterschieden. Als vierter Mode positioniert sich beispielsweise unter der der ijk Cloud Platform die SAP HCP DBaaS als Database-as-a-Service (DBaaS), in dem die Datenbank durch den/die Anbieter*in bereitgestellt und gewartet wird. Unabhängig davon, welche Systemebene durch die Cloud bedient wird, kann dies in verschiedenen Deployment Modes geschehen, wo üblicherweise zwischen einem privaten, öffentlichen oder hybriden Cloud Setup differenziert wird. Verstärkt werden außerdem auch immer häufiger Community Clouds genutzt, in denen beispielsweise Handelsverbände oder Lieferketten-Teilnehmer*innen einen gemeinsamen eMarketplace betreiben.
Trotz dieser inzwischen geläufigen Klassifizierungen ist es ob der Breite und stetigen Veränderung der am Markt verfügbaren Lösungen oftmals sehr schwer, diese konkret miteinander zu vergleichen und zu bewerten, welches Szenario den eigenen Bedarf am besten bedient. Aufgrund der Ambiguität und Schnelllebigkeit des Cloud Marktes ist es sinnvoll, zunächst einmal ein aussagekräftiges, holistisches und anwendbares Set von Bewertungskriterien zu definieren. Wichtig ist dabei das Verständnis, dass Cloud-Computing sowohl ein (technisches) Systemkonzept als auch ein (prozessuales) Geschäftsmodell darstellt, das nicht isoliert beauftragt wird, sondern in der Regel in ein bestehendes Gebilde integriert werden muss. Das beschriebene Framework bildet dazu relevante Themen anhand von fünf Dimensionen ab. In diesem Blogbeitrag werden die beiden prominentesten Betrachtungsfelder vorgestellt. In einem Folgebeitrag wird darauf aufbauen auf weitere Dimensionen mit größerer Ambiguität eingegangen.
Ein strategischer Hauptanreizpunkt zur Cloud-Nutzung liegt oftmals in der Befähigung, flexibel auf verschiedene Anforderungen reagieren zu können. Der Kerngedanke hinter Cloud Computing ist es, Rechenkapazität als Utility bereitzustellen, sprich in genau der im jeweiligen Augenblick benötigten Kapazität. Wichtig ist hier zwischen horizontaler und vertikaler Skalierbarkeit – Elastizität und Erweiterbarkeit – zu unterscheiden. Elastizität betrachtet die Fähigkeit, Rechenkapazität schnell zu bestimmten Anforderungen zu allokieren, also Peaks und Valleys dynamisch zu managen. Wesentlich stärker als der Großteil der Anwender*innen können Cloud Anbieter Economies of Scale nutzen, um größere miteinander vernetzte Rechenzentren zu betreiben, um so in einem Grid virtuelle Kapazität dynamisch zu verschieben. Oftmals korrelieren Volumen und Variabilität der analysierten Daten negativ mit der Notwendigkeit, Auswertungen in Echtzeit zur Verfügung zu stellen. Im Gegensatz zu operativen Grundanforderungen gibt es also oftmals einen weniger konstanten Bedarf an Rechenkapazität zur Bewältigung komplexer, übergreifender Analysen, was der Bewertung der Elastizität und Automatisierungsgrad mehr Gewicht verleiht. Erweiterbarkeit dagegen beschreibt eine langfristige Skalierbarkeit. Hier sind mit einer privaten Cloud weniger Vorteile zu realisieren als durch einen dedizierten Cloud Anbieter (beispielsweise. Amazon, Google, Microsoft, SAP, EMC, Tieto, etc.).
Die Nutzung einer Cloud bringt außerdem oft Standardisierungsvorteile, wie zum Beispiel erhöhte Integrationsfähigkeit und ein größeres Portfolio an ergänzenden Lösungen. Dem gegenüber kann der Wunsch nach individueller Anpassbarkeit stehen. Entsprechend zu berücksichtigen ist die benötigte Agilität, also die Fähigkeit, schnell neue Reports oder sogar Anwendungen und Systeme in der Cloud zu integrieren und umzusetzen. Es geht bei der Auswahl einer Lösung also auch darum zu bewerten, in welcher Häufigkeit und bis zu welchem Grad genutzte Systeme angepasst und ergänzt werden müssen.
Eine Cloud Lösung ist außerdem oftmals prädestiniert, die Anforderungen an Mobilität zu erfüllen, speziell für vielreisende Anwender*innen mit wechselnden Zugriffsorten und- Medien z.B. Management oder Vertrieb. Mittels standardisierter shared Reports und real-time Feedback kann die Cloud außerdem gute Möglichkeiten zur Verbesserung von unternehmensinterner und externer Kollaboration bieten. Abzuwägen ist hier vor allem, inwieweit ein voll webbasierter Dienst sinnvoll ist. Während über den Browserzugriff eine gewisse Plattformunabhängigkeit gegeben ist und die Anforderung an das Endnutzergerät minimal gehalten werden, ist eine ausreichende Internetverbindung umso kritischer und offline zu arbeiten teilweise nicht möglich.
Zusammengefasst: Wenngleich Skalierbarkeit, Agilität und Mobilität prominente Anreize zur Cloud Nutzung sind, muss im Einzelfall sorgfältig analysiert werden, welche Anforderungen an die Lösung bestehen und worin der strategische Mehrwert liegen soll. Die Angebote unterscheiden sich mitunter stark in der realen Elastizität der zur Verfügung gestellten Rechenkapazität und entsprechender Automatisierungsgrade wie auch in der langfristigen Erweiterbarkeit. Außerdem müssen die Gegenpole Mobilität und Unabhängigkeit von Onlinezugängen sowie Standardisierung versus Customizability gegeneinander abgewogen werden.
Neben dem Wunsch nach mehr Flexibilität sind es vor allem finanzielle Anreize, die eine Cloud Lösung attraktiv scheinen lassen. Prinzipiell wird in einem Cloud Szenario Rechenkapazität nicht gekauft, sondern bei Bedarf gemietet. Mit Ausnahme einer privaten Cloud sind so wesentliche Einsparungen möglich, sowohl was Investition in die Erweiterung und Modernisierung als auch Overhead zum Betrieb der Infrastruktur angeht. In einem hybriden Szenario wird beispielsweise Kapazität für ein gewisses Durchschnittsvolumen eigenständig gestemmt und bei Bedarf darüber hinaus mittels der Cloud (in der Regel IaaS) erweitert. Während diese Investitionseinsparung vor allem KMUs zugutekommt, stellt die Cloud auch für Konzerne mit eigenen Datenzentren Einsparungspotential dar, da Standardisierung vorangetrieben und Legacy Systeme reduziert werden. Des Weiteren bietet die Cloud Nutzung die Möglichkeit, notwendige, stetige und oft erhebliche Investition in zeitgemäße Sicherheitsmechanismen auf den Anbieter umzuwälzen. Darüber hinaus geht mit der Cloud Nutzung oft auch eine Verschlankung und Effizienzoptimierung der eigenen IT-Ressourcen einher (mehr dazu im zweiten Blogbeitrag unter dem Stichwort Administration). Letztlich müssen die verschiedenen Einsparungspotentiale den variablen Kosten entsprechend dem Preisschema des Anbieters und den darin enthaltenen Dienstleistungen gegenübergestellt werden.
Zusammengefasst: Obwohl die Cloud auf den ersten Blick Einsparungspotentiale verspricht, müssen diese doch sorgfältig gegen möglicherweise erhöhte Lizenzgebühren, Preisstaffelungen und mit dem Vendormanagement verbundene Aufwände evaluiert werden. Auch ist es wichtig zu prüfen, welche Leistungen in der Cloud-Nutzungsgebühr abgedeckt sind. Beispielsweise können zusätzlich Wartungsgebühren, Sonderzahlungen bei Upgrades, Schulungsgebühren oder Integrationsaufwände anfallen. Während die Cloud gewissermaßen Capital Expenditures zu Operating Expenditures wandelt, ist der Effekt auf die Bottom line nicht immer positiv.
In diesem ersten Teil des Blogs zur Fragestellung, welche Themen in der Bewertung einer Cloud Lösung relevant sind, haben wir uns auf die beiden primären Beweggründe zur Cloud Adoption konzentriert. Sowohl unter strategischen Gesichtspunkten wie erhöhte Flexibilität als auch einer Optimierung der Kostenstruktur, kann eine Cloud Nutzung erheblichen Mehrwert darstellen. Allerdings sind stehen dem gewisse Abwägungen und potentielle Nachteile gegenüber, die differenziert betrachtet werden müssen.
Technische & sicherheitsrelevante Aspekte der Cloud Nutzung
Im zweiten Teil des Blogs werden wir näher auf technische und sicherheitsrelevante Aspekte der Cloud Nutzung wie auch rechtlicher und administratorischer beziehungsweise organisatorischer Implikationen eingehen.
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