6. Februar 2023
Wenn wir von „Project-based Services“ sprechen, denken wir an sehr komplexe Anlagen, lange Vorlaufzeiten, Dienstleistungen zur Installation von Produkten, ein globales Netz von Zulieferern und die Verwaltung von Ersatzteilen und Wartung. Die Bewertung und das Scoping dieser Art von Projekten kann Monate, wenn nicht sogar länger dauern. Nach der Zusage für ein Projekt vergeht mitunter ein Jahr oder mehr, bis es abgeschlossen ist.
Projektarbeit wird durch die heutigen unsicheren Rahmenbedingungen noch komplizierter. Die Rohstoffpreise sind volatil. Transportkapazitäten sinken, während die Preise steigen. Lieferengpässe und weltweite Verknappung wirken sich auf alle Ebenen der Supply Chain aus. Darüber hinaus verändern neue Dienstleistungsangebote und hohe Erwartungen die Natur des Projektgeschäfts.
Der Planungsaufwand für Projekte in der Investitionsgüterbranche ist gewaltig. Die Vorhersage der Nachfrage ist schwierig. Sie basiert häufig auf Ausschreibungen, und ein einziger Zuschlag kann erhebliche Auswirkungen auf den Materialbedarf und die Finanzlage haben. Dementsprechend schwierig und risikoreich ist auch die Planung der Beschaffung, insbesondere bei kritischen Komponenten oder solchen mit langer Vorlaufzeit. Ein einziger Artikel kann ein Projekt über das Lieferdatum hinaus verzögern. Kommt es dadurch zu Engpässen, kann das zu hohen Vertragsstrafen führen. Darüber hinaus erstrecken sich die Serviceverträge über zehn oder mehr Jahre.
Vestas, der sich selbst als „globaler Partner für nachhaltige Lösungen in der Energiewirtschaft“ bezeichnet, kennt sich in diesem Umfeld besonders gut aus. So gab das Unternehmen am 30. Juni 2022 den Zuschlag für das Windkraftprojekt „Goodnight I“ bekannt, das Omega Energia in Texas, USA, gehört. Die Turbinen werden fast ein Jahr später, im zweiten Quartal, geliefert und im vierten Quartal 2023 in Betrieb genommen. Der Auftrag umfasst „einen 30-jährigen Servicevertrag für Active Output Management, der die optimale Leistung der Anlage sicherstellen soll.“
Digitale Betriebsmodelle sind entscheidend für die Bewältigung dieser komplexen Anforderungen über längere Zeiträume in konfigurierten (CTO) oder eigens entwickelten (ETO) Projekten. Zu den erforderlichen Planungsfunktionen gehört nun auch die Fähigkeit, den Zustand des Betriebs zu visualisieren, Störungen zu antizipieren und über mehrere Zeithorizonte hinweg flexibel zu reagieren – und das alles nahezu in Echtzeit.
Henrik Andersen, President und CEO von Vestas, sagt dazu: „Ein wichtiger Aspekt bei der Erhöhung des globalen Anteils der erneuerbaren Energien ist eine solide digitale Grundlage und Lösungen, die ein widerstandsfähiges, effizientes und sicheres erneuerbares Energiesystem gewährleisten.“
Vestas steht damit nicht allein da, denn auch andere Unternehmen der Energie- und Investitionsgüterbranche stellen auf die neuen Arbeitsweisen um, die durch ein digitales Betriebsmodell ermöglicht werden. Auch wenn der Übergang für viele noch neu ist, kann man von den Pionieren der digitalen Transformation bereits viel lernen.
Im Rahmen des Webinars „Digital transformation in project-based capital goods industries“ untersuchten wir, wie Technologie projektbasierte Investitionsgüter-Lieferketten befähigt, unter Druck und komplizierten Umständen zu gedeihen. Einblicke gaben Christophe Mugnier-Pollier, VP Global Supply Chain bei Vestas, Pierre Liautaud, ehemaliger EVP und Vorstandsmitglied bei KONE, und Koen Jacobs von o9 Solutions.
Die Diskussionsteilnehmer schilderten insbesondere, wie viele Faktoren den Planungsprozess für große Investitionsprojekte erschweren, darunter auch die Zersplitterung der Lieferketten in Silos. Liautaud erklärte: „Fast alle Merkmale, die wir zuvor beschrieben haben, machen unseren Sektor anfällig für solch dramatische Veränderungen, wie wir sie in den letzten drei Jahren erlebt haben.“
Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass die Technologie eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der Herausforderungen in Bezug auf Flexibilität und Konnektivität spielt. Liautaud sagte: „Insbesondere durch die neuesten Innovationen spielt Technologie eine Schlüsselrolle bei der Überwindung der Silos zwischen den verschiedenen Inseln unserer Altsysteme.“ Christophe Mugnier-Pollier fügte hinzu: „Es geht darum, die richtige Technologie zu finden, die alle Anforderungen unterstützt und so flexibel ist, dass man sie für verschiedene Zwecke oder in verschiedenen Umgebungen einsetzen kann.“
Whitepaper: Aufbau von Outcome-based Services
Nichts verpassen.
Blogartikel abonnieren.