20. April 2020
Technologien wie künstliche Intelligenz und Datenanalysen genießen viel Aufmerksamkeit. Doch es braucht Talente und erfahrene Mitarbeiter, um Technologien in geschäftliche Innovationen zu überführen und Potentiale auszuschöpfen. Das gilt insbesondere für die aktuelle Situation, in der die Corona-Pandemie Unternehmen quasi dazu zwingt, flexibel auf ständig neue Herausforderungen zu reagieren.
Daten sind das Öl das 21. Jahrhunderts, heißt es. Ich finde dieses Bild nicht sehr passend, denn das Öl wird bekanntlich immer knapper und die Daten immer mehr. Gleichwohl handelt es sich bei Daten um einen Rohstoff, der durch Veredelung Mehrwerte für Unternehmen schafft.
Darin besteht für mich auch der Kern der Digitalisierung: Mehrwerte aus Daten zu schaffen, und zwar mit dem Ziel, Innovationen zu ermöglichen, um etwa den Kunden einen besseren Service zu bieten oder die Arbeitsumgebung der Mitarbeiter zu transformieren. Das klingt, als sei viel technologische Unterstützung erforderlich, und das trifft auch zu. Doch Technik allein reicht nicht aus. Die wichtigste Komponente digitaler Geschäftsinnovationen ist für mich eine unternehmensweite Innovationskultur, wozu vor allem auch das Gewinnen, Fördern und Entwickeln von Talenten zählt.
Den Faktor Mensch nicht unterschätzen
Aus meiner Sicht kommt bei der digitalen Geschäftsinnovation der Faktor Mensch noch deutlich zu kurz. Die IT ist ohne Frage der Motor der Digitalisierung, angetrieben durch Daten. Doch der Lenker ist der Experte.
Bisweilen mutet es an, als glaubten die Unternehmen, Innovationen als fertiges Produkt erwerben zu können. Doch bahnbrechende Entwicklungen gehen immer auf Ideen und Beharrlichkeit von Menschen zurück, und das wird in Zukunft auch so bleiben. IT-Technik unterstützt sie dabei lediglich.
Gleiches gilt für das inkrementelle Verbessern von Produkten und Prozessen. Auch dies ist Teil der digitalen Geschäftsprozessinnovation in Unternehmen. Externe Beratung und Verfahren wie Process Mining und Best Practices sind wichtige Hilfsmittel, doch entscheidend für echte Fortschritte in den Prozessen ist oft, wie gut es gelingt, die Mitarbeiter einzubinden. Sie können in vielfältiger Weise dazu beitragen, Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten und Lösungsansätze zu geben – wenn man sie dazu einlädt und sie dafür wertschätzt.
Technik für Digitalisierung zu kaufen, ist eine der leichtesten Übungen. Eine Innovationskultur zu etablieren, ist dagegen eine der schwierigsten Aufgaben.
Ideen als Ergebnis interdisziplinärer Teamarbeit
Vor allem interdisziplinäre Teams können einer neuen Innovationskultur einen wichtigen Impuls geben. Neuerungen werden nämlich nicht nur in der IT-Organisation oder im dafür gegründeten Inkubator entwickelt. Spannende Innovationen entstehen oft an den Nahtstellen der Firmenbereiche (etwa IT, Marketing, Vertrieb und Produktion), wo gegensätzliche Anforderungen und Wünsche aufeinanderprallen. Oft kommt es jedoch erst gar nicht dazu, weil die Fachabteilungen ein Inseldasein führen und die IT als kostspielige Querschnittsdienstleistung betrachtet wird. Unternehmen sollten meines Erachtens die Bedeutung des Faktors Mensch und vor allem des interdisziplinären Gedankenaustausches nicht unterschätzen. Die dabei erdachten, geplanten und realisierten Ideen sind wichtige Anregungen für die Ausarbeitung der Digitalisierungsstrategie.
Innovationskultur bedeutet für mich, möglichst alle Unternehmensteile zu beteiligen. Doch klar ist auch: So etwas muss sich entwickeln und kann nicht einfach beschlossen oder verordnet werden. Auch bei den damit einhergehenden Veränderungen in der Organisation und Kollaboration sind interdisziplinäre Kompetenzen gefragt. Vorausgesetzt natürlich, das Management steht dahinter, unterstützt dies und fordert es ein.
Technologie ist ohne Experten wenig wert
Natürlich ist Technik unverzichtbar. Doch auch hier gilt: Technik ist ohne gut ausgebildete Menschen kaum etwas wert. Experten müssen die Technik verstehen, sie müssen das Potential für Geschäftsprozesse und Innovationen erkennen, und sie müssen IT-Lösungen gezielt einsetzen können, um Projekte zu realisieren. Während der Zugang zur Technik wie Data Lakes, künstliche Intelligenz und Datenanalyse auch dank Cloud Computing immer leichter wird, fällt es den Firmen zunehmend schwer, die dringend gesuchten Experten zu finden.
Investition in Qualifizierung
Schon deshalb wird die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung der Belegschaft zur Pflichtübung. Einerseits ist dies wichtig, damit sich Mitarbeiter nicht überfordert fühlen und in der Lage sind, Innovationen zu „leben“. Andererseits hilft es Firmen, dem Fachkräftemangel zu begegnen, denn sie können sich nicht darauf verlassen, die benötigten Experten auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Ich meine damit nicht allein den Frontalunterricht, sondern insbesondere neue E-Learning-Angebote, basierend auf modernen Applikationen und Dienstleistungen. Zur Innovationskultur im Unternehmen gehört für mich dringend auch eine Kultur des kontinuierlichen Lernens.
Investitionen in Weiterbildung sind für Unternehmen aus meiner Sicht überlebenswichtig, nicht nur, um qualifizierte Experten zu gewinnen, sondern auch, um Mitarbeiter an die Veränderungen heranzuführen, damit sie sich mit der Innovationskultur identifizieren und sich als Teil davon verstehen.
Veränderungen begleiten und andere begeistern
Ohne Frage stehen sehr viele Firmen vor grundlegenden Herausforderungen – seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie mehr denn je. Die Chancen der Digitalisierung zu ergreifen, bedeutet Veränderung in der Art, wie Firmen Prozesse steuern, Kunden bedienen und Mitarbeiter führen. Eine Grundlage dafür ist, ein gemeinsames Verständnis über die Ziele und Mehrwerte von digitalen Initiativen zu entwickeln. Wenn Mitarbeiter Veränderungen als Bedrohung oder Belastung empfinden, werden Innovationen wirkungslos bleiben, egal wie gut und wegweisend sie sind. Erfolg stellt sich unweigerlich ein, wenn es gelingt, auch Zweifler und Bremser zu begeistern.
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