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Digitale Barrierefreiheit: Marktstudie deckt Handlungsbedarf bei Onlineshops im DACH-Raum auf

An einem Tisch mit Kaffee und Snacks sitzen zwei weibliche Personen, eine davon hat Down-Syndrom. Sie schauen lächelnd auf einen aufgeklappten Laptop.

Wie Unternehmen im DACH-Raum von digitaler Barrierefreiheit profitieren

Die steigende Bedeutung digitaler Barrierefreiheit im E-Commerce ist mehr als eine Reaktion auf rechtliche Vorgaben. Eine Marktstudie, die von valantic und AIOPS durchgeführt wurde, verdeutlicht den Accessibility-Score der 75 umsatzstärksten Onlineshops in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Insbesondere in der Schweiz sind die Ergebnisse alarmierend: Der durchschnittliche Score für Schweizer Onlineshops liegt bei nur 57 von 100 Punkten, weit entfernt vom empfohlenen Wert von 90+. Die Studie offenbart dringende Handlungsfelder und bietet einen klaren Aufruf an Unternehmen, Maßnahmen zur digitalen Inklusion zu ergreifen.

Wer profitiert von der digitalen Barrierefreiheit?

Digitale Barrierefreiheit kann alle betreffen – nicht nur Menschen mit dauerhaften Beeinträchtigungen wie die Grafik aus dem Microsoft Toolkit “Inclusive” zeigt. Auch temporäre und situative Einschränkungen schaffen Barrieren, die durch inklusives Design überwunden werden können. In einer älter werdenden Gesellschaft steigt zudem die Relevanz, da altersbedingte Einschränkungen in Bereichen wie Sehen und Hören immer häufiger werden. Barrierefreie Gestaltung fördert daher eine inklusive Welt, in der jede*r – unabhängig von Alter oder Umständen – uneingeschränkt teilhaben kann.

Digitale Barrierefreiheit: Übersicht über mögliche Nutzergruppen barrierefreier Webseiten, welche im Microsoft Inclusive Design Toolkit illustriert sind.

Accessibility-Marktstudie DACH zeigt Unterschiede zwischen den untersuchten Ländern

In der Marktstudie untersucht wurden die je 25 umsatzstärksten Onlineshops in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit Qualibooth, einem spezialisierten Tool, wurden die Homepage, die Produktlisting-Seite (PLP) und die Produktdetailseite (PDP) analysiert. Dabei wurden die Fehleranzahl und deren Schweregrad erfasst, um zu zeigen, wie gut diese Shops für alle Nutzer*innen zugänglich sind.

Kritische Fehler verhindern grundlegende Funktionen und machen die Seite für Menschen mit Beeinträchtigungen unzugänglich – sie erfordern sofortige Behebung. Fehler mit hoher Priorität erschweren die Nutzung erheblich, ohne sie komplett zu blockieren, und sollten ebenfalls zeitnah behoben werden. Mittlere Prioritätsfehler beeinflussen das Nutzererlebnis weniger stark und können in späteren Optimierungen adressiert werden. Diese Einteilung hilft, gezielt die wichtigsten Barrieren zuerst anzugehen.

Die Marktstudie hebt die Schwächen im Bereich digitale Barrierefreiheit hervor und zeigt, dass der Handlungsbedarf im gesamten DACH-Raum groß ist. Insgesamt sind lediglich 25 % der top 75 E-Commerce-Shops nahezu barrierefrei. Am kritischsten ist die Situation in der Schweiz, wo nur 17 % der untersuchten Shops den WCAG-2.1-AA-Richtlinien entsprechen (in Deutschland sind es 35 %). Was bedeutet, dass die meisten Unternehmen die gesetzlichen Anforderungen nicht erfüllen können.

Grafik, die anzeigt, wie hoch der Anteil der barrierefreien Online-Shops im DACH-Raum ist. Deutschland: 35 Prozent. Österreich: 27 Prozent. Schweiz: 17 Prozent

Besonders bedenklich ist, dass bei allen im DACH-Raum getesteten Onlineshops nahezu 60 % der erfassten Fehler als kritisch oder hoch eingestuft werden. Im Durchschnitt wurden pro Seite 118 Fehler erfasst, die maximale Fehlerzahl lag bei 675.

Grafik die den Schweregrad der gefundenen Accessibility-Fehler bei den umsatzstärksten Online-Shops im DACH-Raum zeigt. Ergebnis: Kritisch: 16,52 Prozent. Mittel: 40,82 Prozent. Hoch: 42,66 Prozent

Schweizer Onlineshops erreichen im Durchschnitt nur 57 von 100 möglichen Punkten im Accessibility-Score. 40 % der Shops liegen sogar unter 50 Punkten – ein Bereich, der als besonders kritisch gilt. Der empfohlene Zielwert für digitale Barrierefreiheit liegt bei über 90 Punkten, doch von den 25 untersuchten Shops konnten nur vier dieses Niveau erreichen. Die Folgen dieser niedrigen Bewertung sind vielseitig und reichen von einem eingeschränkten Zugang zu wichtigen Kundengruppen und eingeschränkter Sichtbarkeit bis hin zu steigenden Entwicklungskosten, rechtlichen Risiken und potenziellen Reputationsschäden.

25 % der top 75 E-Commerce-Shops im DACH-Raum sind nahezu barrierefrei
35 % der untersuchten 25 E-Commerce-Shops in Deutschland sind nahezu barrierefrei
• Nur 17 % der untersuchten 25 E-Commerce-Shops in der Schweiz sind nahezu barrierefrei
60 % sind kritische oder hochpriorisierte Fehler
• Gefunden wurden im Durchschnitt 115 Fehler pro Seite
• Eine Seite wies sogar 675 Fehler auf!

Diese Zahlen unterstreichen die Dringlichkeit für den Schweizer E-Commerce, digitale Barrierefreiheit nicht nur als gesetzliche Verpflichtung, sondern als Chance für eine breitere Zielgruppenansprache und eine verbesserte User Experience zu betrachten. Accessibility ist demnach auch ein entscheidender Wettbewerbsvorteil im E-Commerce.

Konsequenzen und Chancen für E-Commerce-Unternehmen im DACH-Raum

Das Fehlen digitaler Barrierefreiheit führt nicht nur zu rechtlichen Risiken und möglichen Sanktionen, sondern beeinflusst direkt die Kundenzufriedenheit. Studien belegen, dass 88 % der Kund*innen nach einer schlechten Erfahrung mit geringerer Wahrscheinlichkeit auf eine Website zurückkehren (Equation Research). Somit bedeutet mangelnde Barrierefreiheit nicht nur einen eingeschränkten Zugang für Menschen mit Beeinträchtigungen, sondern auch Umsatzverluste.

Für Unternehmen bieten sich hier auch Chancen: Durch gezielte Maßnahmen zu digitaler Barrierefreiheit können nicht nur die rechtlichen Anforderungen erfüllt, sondern auch eine bessere User Experience für alle Nutzergruppen geschaffen werden. Besonders profitiert der E-Commerce von einer Optimierung der Zugänglichkeit in den Bereichen:

  • Nutzerfreundlichkeit: Verbesserungen wie klare Navigation und intuitive Bedienbarkeit kommen allen Kund*innen zugute.
  • Zielgruppen-Erweiterung: Unternehmen können eine breitere Zielgruppe erreichen, die oft eine hohe Loyalität zeigt.
  • SEO: Barrierefreie Websites schneiden in Suchmaschinen oft besser ab.
Eine Frau im Rollstuhl sitzt in einem Café vor ihrem Laptop und prüft, ob ihr Onlineshop barrierefrei ist.

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Handlungsoptionen: Schritte zur Optimierung der digitalen Barrierefreiheit

Für E-Commerce-Unternehmen im DACH-Raum gibt es klare Schritte, um die digitale Barrierefreiheit zu verbessern:

  1. Durchführung eines Accessibility-Checks
    Ein erster Schritt ist die Analyse des aktuellen Zustands durch einen Accessibility Quick Check. Hierbei wird der Onlineshop auf Basis der WCAG-Standards bewertet. Ein solcher Check deckt Schwachstellen auf und bietet Empfehlungen für Optimierungen.
  2. Verbesserung der Grundfunktionen
    Zu den einfach umsetzbaren „Quick Wins“ zählen aus unserer Erfahrung oft die Anpassung von Schriftgrößen, die Verwendung beschreibender Alternativtexte und die Gewährleistung der Bedienbarkeit per Tastatur.
  3. Verankerung in Entwicklungsprozessen
    Die Integration von digitaler Barrierefreiheit in die Design- und Entwicklungsprozesse stellt sicher, dass neue Features von Beginn an zugänglich gestaltet werden. Dies fördert eine nachhaltige und langfristige Verbesserung.
  4. Schulung und Sensibilisierung
    Unternehmen sollten ihre Teams für das Thema sensibilisieren und regelmäßige Schulungen durchführen, um eine dauerhafte Implementierung zu gewährleisten.
  5. Regelmässiges Monitoring und Anpassungen
    Da sich gesetzliche und technische Anforderungen weiterentwickeln, sollten Unternehmen ihre Accessibility-Maßnahmen regelmäßig überprüfen und anpassen.
  6. Rechtssicherheit durch Beachtung des European Accessibility Acts (EAA)
    Unternehmen sollen die Relevanz des EAA für Ihr Angebot analysieren, indem sie Risikobewertungen durchführen, und eine Roadmap für die rechtlichen Schritte erstellen, um Sanktionen zu vermeiden.

Nachhaltige Accessibility-Lösungen für E-Commerce von valantic

valantic bietet umfassende Accessibility-Unterstützung: Von der ersten Analyse über die Implementierung bis zur kontinuierlichen Optimierung steht valantic als Partner zur Seite. Mit einem umfassenden Portfolio, das Accessibility Quick Checks, Beratungen und komplette digitale Barrierefreiheitslösungen, sowie Rechtsberatung durch unseren Partner umfasst, bietet valantic Unternehmen ein breites Spektrum von Möglichkeiten, Compliance und digitale Inklusion zu erreichen. Mehr dazu finden Sie auf unserer Website.

Fazit

Die Ergebnisse der Accessibility-Marktstudie sind ein deutlicher Aufruf zum Handeln. Schweizer E-Commerce-Unternehmen können und sollten digitale Barrierefreiheit als Chance zur Differenzierung und für eine stärkere Kundenbindung nutzen. Die Erfüllung der rechtlichen Anforderungen dafür bietet nicht nur Schutz vor gesetzlichen Sanktionen, sondern öffnet auch Türen zu einer breiteren, oft loyalen Kundengruppe.

Frau vor einem Bildschirm kommuniziert in Gebärdensprache

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