19. Dezember 2024
Die steigende Bedeutung digitaler Barrierefreiheit im E-Commerce ist mehr als eine Reaktion auf rechtliche Vorgaben. Eine Marktstudie, die von valantic und AIOPS durchgeführt wurde, verdeutlicht den Accessibility-Score der 75 umsatzstärksten Onlineshops in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Insbesondere in der Schweiz sind die Ergebnisse alarmierend: Der durchschnittliche Score für Schweizer Onlineshops liegt bei nur 57 von 100 Punkten, weit entfernt vom empfohlenen Wert von 90+. Die Studie offenbart dringende Handlungsfelder und bietet einen klaren Aufruf an Unternehmen, Maßnahmen zur digitalen Inklusion zu ergreifen.
Digitale Barrierefreiheit kann alle betreffen – nicht nur Menschen mit dauerhaften Beeinträchtigungen wie die Grafik aus dem Microsoft Toolkit “Inclusive” zeigt. Auch temporäre und situative Einschränkungen schaffen Barrieren, die durch inklusives Design überwunden werden können. In einer älter werdenden Gesellschaft steigt zudem die Relevanz, da altersbedingte Einschränkungen in Bereichen wie Sehen und Hören immer häufiger werden. Barrierefreie Gestaltung fördert daher eine inklusive Welt, in der jede*r – unabhängig von Alter oder Umständen – uneingeschränkt teilhaben kann.
In der Marktstudie untersucht wurden die je 25 umsatzstärksten Onlineshops in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit Qualibooth, einem spezialisierten Tool, wurden die Homepage, die Produktlisting-Seite (PLP) und die Produktdetailseite (PDP) analysiert. Dabei wurden die Fehleranzahl und deren Schweregrad erfasst, um zu zeigen, wie gut diese Shops für alle Nutzer*innen zugänglich sind.
Kritische Fehler verhindern grundlegende Funktionen und machen die Seite für Menschen mit Beeinträchtigungen unzugänglich – sie erfordern sofortige Behebung. Fehler mit hoher Priorität erschweren die Nutzung erheblich, ohne sie komplett zu blockieren, und sollten ebenfalls zeitnah behoben werden. Mittlere Prioritätsfehler beeinflussen das Nutzererlebnis weniger stark und können in späteren Optimierungen adressiert werden. Diese Einteilung hilft, gezielt die wichtigsten Barrieren zuerst anzugehen.
Die Marktstudie hebt die Schwächen im Bereich digitale Barrierefreiheit hervor und zeigt, dass der Handlungsbedarf im gesamten DACH-Raum groß ist. Insgesamt sind lediglich 25 % der top 75 E-Commerce-Shops nahezu barrierefrei. Am kritischsten ist die Situation in der Schweiz, wo nur 17 % der untersuchten Shops den WCAG-2.1-AA-Richtlinien entsprechen (in Deutschland sind es 35 %). Was bedeutet, dass die meisten Unternehmen die gesetzlichen Anforderungen nicht erfüllen können.
Besonders bedenklich ist, dass bei allen im DACH-Raum getesteten Onlineshops nahezu 60 % der erfassten Fehler als kritisch oder hoch eingestuft werden. Im Durchschnitt wurden pro Seite 118 Fehler erfasst, die maximale Fehlerzahl lag bei 675.
Schweizer Onlineshops erreichen im Durchschnitt nur 57 von 100 möglichen Punkten im Accessibility-Score. 40 % der Shops liegen sogar unter 50 Punkten – ein Bereich, der als besonders kritisch gilt. Der empfohlene Zielwert für digitale Barrierefreiheit liegt bei über 90 Punkten, doch von den 25 untersuchten Shops konnten nur vier dieses Niveau erreichen. Die Folgen dieser niedrigen Bewertung sind vielseitig und reichen von einem eingeschränkten Zugang zu wichtigen Kundengruppen und eingeschränkter Sichtbarkeit bis hin zu steigenden Entwicklungskosten, rechtlichen Risiken und potenziellen Reputationsschäden.
• 25 % der top 75 E-Commerce-Shops im DACH-Raum sind nahezu barrierefrei
• 35 % der untersuchten 25 E-Commerce-Shops in Deutschland sind nahezu barrierefrei
• Nur 17 % der untersuchten 25 E-Commerce-Shops in der Schweiz sind nahezu barrierefrei
• 60 % sind kritische oder hochpriorisierte Fehler
• Gefunden wurden im Durchschnitt 115 Fehler pro Seite
• Eine Seite wies sogar 675 Fehler auf!
Diese Zahlen unterstreichen die Dringlichkeit für den Schweizer E-Commerce, digitale Barrierefreiheit nicht nur als gesetzliche Verpflichtung, sondern als Chance für eine breitere Zielgruppenansprache und eine verbesserte User Experience zu betrachten. Accessibility ist demnach auch ein entscheidender Wettbewerbsvorteil im E-Commerce.
Das Fehlen digitaler Barrierefreiheit führt nicht nur zu rechtlichen Risiken und möglichen Sanktionen, sondern beeinflusst direkt die Kundenzufriedenheit. Studien belegen, dass 88 % der Kund*innen nach einer schlechten Erfahrung mit geringerer Wahrscheinlichkeit auf eine Website zurückkehren (Equation Research). Somit bedeutet mangelnde Barrierefreiheit nicht nur einen eingeschränkten Zugang für Menschen mit Beeinträchtigungen, sondern auch Umsatzverluste.
Für Unternehmen bieten sich hier auch Chancen: Durch gezielte Maßnahmen zu digitaler Barrierefreiheit können nicht nur die rechtlichen Anforderungen erfüllt, sondern auch eine bessere User Experience für alle Nutzergruppen geschaffen werden. Besonders profitiert der E-Commerce von einer Optimierung der Zugänglichkeit in den Bereichen:
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Für E-Commerce-Unternehmen im DACH-Raum gibt es klare Schritte, um die digitale Barrierefreiheit zu verbessern:
valantic bietet umfassende Accessibility-Unterstützung: Von der ersten Analyse über die Implementierung bis zur kontinuierlichen Optimierung steht valantic als Partner zur Seite. Mit einem umfassenden Portfolio, das Accessibility Quick Checks, Beratungen und komplette digitale Barrierefreiheitslösungen, sowie Rechtsberatung durch unseren Partner umfasst, bietet valantic Unternehmen ein breites Spektrum von Möglichkeiten, Compliance und digitale Inklusion zu erreichen. Mehr dazu finden Sie auf unserer Website.
Die Ergebnisse der Accessibility-Marktstudie sind ein deutlicher Aufruf zum Handeln. Schweizer E-Commerce-Unternehmen können und sollten digitale Barrierefreiheit als Chance zur Differenzierung und für eine stärkere Kundenbindung nutzen. Die Erfüllung der rechtlichen Anforderungen dafür bietet nicht nur Schutz vor gesetzlichen Sanktionen, sondern öffnet auch Türen zu einer breiteren, oft loyalen Kundengruppe.
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