28. April 2020
Nicht nur durch die Corona-Krise, auch generell hat der Einsatz von Karten im deutschen Einzelhandel erstmals das Bargeld als wichtigstes Zahlungsmittel abgelöst. Instant Payments und Echtzeitüberweisungen lösen derweil das klassische Dreitage-Modell für Zahlungsverkehr ab. Die ISO 20022 hat dabei die Aufgabe, eine weltweit einheitliche Sprache für Zahlungsdaten zu schaffen. Veröffentlicht wurden die ersten Versionen der Norm zwar schon 2004 – nun aber steht die Norm endlich vor dem globalen Durchbruch. Und die Relevanz wird deutlich aus Sicht der Banken: Es geht um eine Reform, die in ihrem Ausmaß sogar größer als die SEPA-Einführung sein wird. Banken sprechen mit der ISO 20022 endlich eine Sprache.
Bei Geldgeschäften betreiben Banken bisher einen hohen Aufwand für Übersetzungsleistungen zwischen den verschiedenen nationalen Standards. Manuelle Prozesse vergrößern allerdings die Fehleranfälligkeit und schmälern zudem durch den Mehraufwand auch die Margen der Banken, die in der aktuellen wirtschaftlichen Lage generell stark reduziert sind. Hinter der ISO-Norm 20022 steht ein moderner, XML-basierter Standard zum Austausch von Finanztransaktionsdaten in den unterschiedlichen Geschäftsbereichen. Der gemeinsame Standard beschleunigt den Transaktionsablauf und erhöht den Deckungsbeitrag der Institute. Die ISO-Standards zeichnen sich durch sehr granulare Datenstrukturen aus, die Geschäftsinformationen mit weit höherem Detaillierungsgrad tragen können als die bisher genutzten und sehr unterschiedlichen Methoden. Automatisierungslücken können so kaum mehr auftreten.
Open Banking und die ISO 20022 sind Hebel der Transformation
Die steigenden regulatorischen Anforderungen und die wachsende Globalisierung erfordern mehr Digitalisierung über das hinaus, was bisher der Branchenstandard war. Die bisherigen Prozesse machten kaum eine echte End-to-End-Verarbeitung möglich, ohne dass Eingriffe per Hand nötig sind. Viele der Prozesse, die durchwachsende Gefahren und Vorgaben nötig sind – Betrugsprüfung, Embargoprüfung oder Reklamationen – können einfacher und kostengünstiger in eine elektronische Verarbeitungskette integriert werden. Die kompletten Vorteile der ISO 20022 stehen allerdings erst dann zur Verfügung, wenn alle Geschäftspartner den gemeinsamen Sprachstandard vollumfänglich nutzen. Die bisher überwiegend genutzten SWIFT MT-Standards stammen aus den 1970er Jahren und erfüllen im Zahlungsverkehr nicht mehr ansatzweise die Anforderungen einer digitalisierten Welt.
Gleichzeitig bieten die neuen Vorgaben der ISO 20022 die enorme Chance, sich für die kommenden Dekaden sicher aufzustellen und die Prozesse rund um Banking-Geschäfte weitgehend zu digitalisieren. In Zukunft werden Themen wie Künstliche Intelligenz und Wertschöpfung aus Transaktionsdaten noch wichtiger werden. Je mehr digitale Daten zur Verfügung stehen, desto eher lassen sich auch sichere Rückschlüsse aus den Daten ziehen. Die Dienstleistungen der Finanzindustrie stellen derweil den Kunden als aktives Glied mit in die Prozesskette, sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich. Die Einbindung von Selfbanking-Portalen und Kundenbanksystemen in die Abwicklung von Transaktionen ist ein Element davon.
Umfassende Ressourcen werden gebraucht
Was jedem Institut in der Zwischenzeit klar sein muss: Die Umstellung auf die ISO 20022-Zukunft erfordert Ressourcen. Die Investitionen werden sich jedoch auszahlen, denn mit einem weltweit anerkannten Standard können die Banken und ihre Kunden ihren Zahlungsverkehr deutlich automatisierter und sicherer und damit auch wirtschaftlicher durchführen als das bislang der Fall ist. Zahlungsinformationen werden mit der ISO 20022 künftig digital, strukturiert, vollständig und ohne Brüche vom Zahler zum Empfänger fließen – egal, wo auf dem Planeten die beiden Parteien sitzen. Damit entsteht eine verlässliche technische Basis für weitere Innovationen im internationalen Zahlungsverkehr: Banking of the Future.
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